BMW:"Die Krise übertrifft alles"

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Ungewohnter Pessimismus bei BMW: Die Umsatzprognosen werden zurückgezogen, die Produktion länger als geplant gestoppt.

Die Krise auf dem Automarkt hat BMW voll erwischt. Nach einem Gewinneinbruch von 63 Prozent im dritten Quartal zog der Münchner Autohersteller seine bereits zuvor gesenkte Prognose für das Gesamtjahr am Dienstag ganz zurück. Konzernchef Norbert Reithofer kündigte nur noch ein "deutlich positives Konzernergebnis" an.

BMW: Der einstige Vorzeige-Autohersteller erzielt einen nachlassenden Umsatz. (Foto: Foto: dpa)

Die Produktion werde stärker eingeschränkt als bisher geplant, Werke sollen "mehrere Wochen" geschlossen werden.

Im vergangenen Jahr hatte BMW 1,5 Millionen Autos verkauft und einen Rekordgewinn von 3,13 Milliarden Euro eingefahren. Für das laufende Jahr sei aber keine seriöse Aussage zur weiteren Geschäftsentwicklung mehr möglich, weil "die Krise alles übertrifft, was wir bisher kennen", sagte der BMW-Chef am Dienstag.

Gewinn bricht ein

Im dritten Quartal beschleunigte sich der Abwärtstrend. Der Umsatz sank um neun Prozent, der Gewinn brach von 803 auf 298 Millionen Euro nach Steuern ein.

Angesichts der Kaufzurückhaltung, der schwierigen Lage auf den Gebrauchtwagenmärkten und erhöhter Kreditausfälle musste BMW seine Risikovorsorge um weitere 342 Millionen Euro auf über eine Milliarde aufstocken. Der laufende Abbau von 8100 Arbeitsplätzen bis zum Jahresende belastete das Ergebnis bisher zusätzlich mit 258 Millionen Euro.

Unter Umständen müssten Anfang 2009 weitere Stellen für Zeitarbeiter gestrichen werden, sagte Reithofer. Die Weihnachtsferien würden verlängert und Werke würden für mehrere Wochen geschlossen. Einzelheiten wollte Reithofer noch nicht nennen.

Eine weitere Erhöhung der Risikovorsorge im letzten Quartal sei nicht ausgeschlossen, sagte der BMW-Chef. Der Gebrauchtwagenmarkt sei jetzt auch in Europa unter Druck geraten, so dass für Leasingautos weniger Geld zu erlösen sei.

Die bereits nach unten korrigierte Umsatzrendite von vier Prozent sei in diesem Jahr nicht mehr zu ereichen. In den ersten neun Monaten sank der Wert auf 3,1 Prozent, im dritten Quartal lag er bei nur noch 1,3 Prozent. Im Oktober sank der Absatz erneut deutlich.

BMW will die Produktion in den Werken deshalb noch stärker einschränken: Die Produktionspläne sollen nicht wie angekündigt um 25.000, sondern um 65.000 Fahrzeuge gekürzt werden. Der Abbau von 8100 Stellen soll bis Jahresende wie geplant abgeschlossen sein. Die bislang hohen außertariflichen Sonderzahlungen für die BMW-Mitarbeiter sollen reduziert werden.

Der Umsatz stieg in den ersten neun Monaten leicht auf 40,42 Milliarden Euro. Aber das Vorsteuerergebnis fiel auf 1,52 Milliarden Euro, der Überschuss brach um rund 40 Prozent auf 1,29 Milliarden Euro ein.

Der Absatz des BMW-Konzerns in den USA sank im Oktober um fünf Prozent. Es sei "noch Leben im Markt", aber es werde schwieriger, gute Ergebnisse zu erzielen, sagte BMW-USA-Chef Jim O'Donnell.

© sueddeutsche.de/dpa/hgn/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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