Bitte um Staatsbürgschaft:Opel wappnet sich gegen GM-Pleite

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Panik in Rüsselsheim: Aus Angst vor einem Kollaps des Mutterkonzerns General Motors sucht die deutsche Tochter Opel Hilfe beim Staat - und bemüht sich um eine Staatsbürgschaft.

Der Autobauer Opel bemüht sich um eine staatliche Bürgschaft. Das Management der Adam Opel GmbH habe sich an die Bundesregierung und die Bundesländer, in denen Opel Werke hat, mit der Bitte nach einer Bürgschaft gewandt, sagte Opel-Chef Hans Demant.

Produktion eines Astra in Bochum: Opel bittet den Staat um Unterstützung. (Foto: Foto: ddp)

Opel hat Standorte in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Hessen.

Nach Informationen der Deutschen Presse- Agentur aus Branchenkreisen hat Opel in den Verhandlungen mit den Ländern und der Bundesregierung mitgeteilt, im nächsten Jahr etwa eine Milliarde Euro an Liquiditätshilfen zu benötigen. Zunächst hieß es, es gehe um ein Volumen von 200 Millionen Euro.

Erste positive Zeichen gab es bereits aus Rheinland-Pfalz. Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) ist bereit, eine Bürgschaft für den krisengeschüttelten Automobilhersteller Opel mitzutragen. "Wir werden alles tun, um die deutschen Standorte zu sichern und die Interessen der Arbeitnehmer zu wahren", sagte Beck.

Für Opel-Chef Demant hat die Bürgschaft vor allem ein Ziel: "Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit von Opel auch in dieser global schwierigen Situation sichern." Die eventuell benötigten Mittel und Bürgschaften sollten für Investitionen in die Produktentwicklung und Fertigungsanlagen in den deutschen Werken eingesetzt werden, sie würden keinesfalls außerhalb Europas genutzt, hieß es in einer Mitteilung des Konzern.

Das Handelsblatt berichtet nach Informationen aus Regierungskreisen, die CDU-geführte hessische Landesregierung plane bereits, eine Bürgschaft in Höhe von 500 Millionen Euro zu übernehmen.

Demant sagte, die Bürgschaft würde dann notwendig, wenn sich die wirtschaftliche Situation des Mutterkonzerns General Motors (GM) verschärft, die vorübergehend auch Auswirkungen auf wesentliche Geschäftsbereiche, wie Produktprogramme und Produktentwicklung der deutschen Tochter haben könnte.

"Ziel der aktuellen Gespräche ist, Vorbereitungen für die Absicherung zusätzlicher Darlehen zu treffen, da sich die globale Finanzsituation des Mutterkonzerns General Motors verschlechtert hat", sagte Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz. Die Zukunftsfähigkeit von Opel in Europa, aber auch die Arbeitsplätze sollten gesichert werden, sagte er weiter.

Lesen Sie weiter, warum es nicht die erste bedrückende Phase für Opel ist.

Zahlungsausfälle durch GM-Krise

Der Hessische Rundfunk berichtete am Freitag, nach Angaben aus Kreisen des Unternehmens und aus der Landespolitik "soll sich die globale Finanzsituation vom Mutterkonzern General Motors weiter drastisch verschärft haben. Daher könnte es zu Zahlungsausfällen an Opel kommen."

Der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Torsten Albig, erklärte zu der Bitte von Opel nach einer staatlichen Bürgschaft: "Wir werden nächste Woche mit allen Beteiligten zusammenkommen und die Lage sorgfältig prüfen." Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sagte: "Das Problem kann nur gemeinsam mit den betroffenen Standortländern angegangen werden." Opel müsse nun "konkrete belastbare Zahlen auf den Tisch legen, damit wir die Situation analysieren können". Auf dieser Basis würden dann Gespräche innerhalb der Bundesregierung und mit den Ländern geführt.

Die thüringische Staatskanzlei habe ein entsprechendes Schreiben von Opel erhalten, sagte ein Regierungssprecher am Freitag in Erfurt.

GM befindet sich in einer Krise. Erst kürzlich warnte der größte Autohersteller der Welt vor einer möglichen Insolvenz. Schon im ersten Halbjahr 2009 könne dem Konzern das Geld auszugehen.

Ein Déjà-vu-Erlebnis für Opel

Dass die Angst bei Opel in Rüsselsheim so groß ist, verwundert nicht - für Opel ist es im Grunde genommen ein Déjà-vu-Erlebnis. Erst im Oktober 2004 hatte die deutsche Tochter des weltweit größten Autoherstellers eine ähnlich bedrückende Phase durchlebt. Im Rahmen eines rigorosen Sparprogramms wollte GM europaweit 12.000 Arbeitsplätze kappen, davon allein 10.000 bei Opel. Die Mitarbeiter waren damals aus Protest auf die Straße gegangen, um für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu kämpfen.

Weder Bund noch Länder wollten den angeschlagenen Opel-Konzern damals mit Finanzspritzen helfen. Der damalige Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hatte gesagt, er hoffe, dass die Opel-Sanierung ohne betriebsbedingte Kündigungen gelinge. Auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sprach sich gegen Hilfen aus. "Wir können und dürfen keine finanziellen Mittel einsetzen. Das verbietet euopäisches Recht", hatte Koch damals gesagt.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/Reuters/tob/jkr/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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