Bitcoin:Echtes Geld

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Das Risiko ist noch höher als bei Euro oder Dollar: der Bitcoin. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Beim Umtausch von Bitcoins wird keine Mehrwertsteuer fällig. Das EuGH stärkt die digitale Währung.

Von Jan Schmidbauer, München

Ob das Internet für die Menschen immer noch Neuland ist, darüber lässt sich streiten. Bitcoins sind es dagegen ganz sicher. Zumindest gehört die virtuelle Währung, die seit 2009 im Umlauf ist und im Internet entstand, noch nicht zum Alltag der Verbraucher. Wer morgens beim Bäcker sein Vollkornbrot mit Bitcoins bezahlen möchte, sollte auf ein erstauntes Gesicht der Verkäuferin vorbereitet sein. Bislang waren auch viele rechtliche Details rund um die virtuelle Währung noch nicht geklärt. Zum Beispiel, ob es sich bei Bitcoins überhaupt um Geld im eigentlichen Sinne handelt.

Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) von Donnerstag spricht zumindest dafür. Die Richter entschieden, dass bei Umsätzen mit Bitcoins innerhalb der EU keine Mehrwertsteuer anfällt. Sie begründeten ihr Urteil damit, dass Bitcoins bereits wie ein gesetzliches Zahlungsmittel verwendet würden. Die digitale Währung, die Internetnutzer im Tausch gegen etablierte Währungen wie US-Dollar oder Euro erwerben können, müsse in dieser Hinsicht also genauso behandelt werden, wie ihre altmodischen Pendants.

Hintergrund für die EuGH-Entscheidung ist ein Fall aus Skandinavien. Der Schwede David Hedqvist wollte auf seiner Webseite den Tausch von konventionellen Währungen in Bitcoins anbieten. Er fragte deshalb bei den schwedischen Behörden nach, ob beim Umtausch von Bitcoins in andere Währungen eine Mehrwertsteuer anfalle. Daraufhin brachte die schwedische Steuerbehörde, die Bitcoins nicht für ein reguläres Zahlungsmittel hielt, den Fall vor das oberste Verwaltungsgericht. Da die schwedischen Richter nicht selbst entscheiden wollten, ob eine Mehrwertsteuer beim Tausch von Bitcoins abgeführt werden muss, ging der Fall im vergangenen Jahr zum EuGH nach Luxemburg.

Über das Urteil dürften sich Bitcoin-Nutzer freuen. Es stärkt die virtuelle Währung. Fiele auf den Umtausch von Bitcoins in Zukunft eine Mehrwertsteuer an, wäre sie für den Zahlungsverkehr ziemlich unattraktiv. Für jeden Umtausch müssten die Bitcoin-Nutzer dann draufzahlen. Damit wäre die Währung nicht konkurrenzfähig gegenüber herkömmlichem Geld.

Umsätze mit Zahlungsmitteln sind in der Europäischen Union generell von der Mehrwertsteuer befreit. Wer einen Urlaub in den USA plant, dürfte zwar seit geraumer Zeit betrübt auf die Wechselkurse blicken. Eine zusätzliche Steuer fällt für den Umtausch von Euro in US-Dollar aber nicht an. Beide Währungen sind, ungeachtet aller Krisen, anerkannte und beliebte Zahlungsmittel.

Davon sind die Bitcoins, trotz des positiven Urteils, noch weit entfernt. Ihr Wert bildet sich zwar wie bei anderen Währungen abhängig von Angebot und Nachfrage. Doch die Wechselkurse sind längst nicht so stabil wie die von etablierten Währungen. Wer sich mit Bitcoins eindeckt, geht also ein größeres finanzielles Risiko ein. Das liegt daran, dass Bitcoins eine schlechtere Liquidität haben als Euro- oder Dollarnoten. Wie liquide eine Währung ist, entscheidet darüber, wie leicht man sie kaufen und vor allem verkaufen kann. Und Bitcoins wird man derzeit noch nicht so schnell los wie den guten alten Euro.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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