Auf den ersten Blick scheint es dem deutschen Bier und seinen Brauern bestens zu gehen: Immer mehr Braustätten und Biersorten, erfolgreiche Innovationen und nun auch noch eine Absatzsteigerung gegen den langjährigen Trend. Seit Donnerstag ist es amtlich: Die deutschen Brauereien haben 2018 mit rund 94 Millionen Hektolitern mehr Bier verkauft als im Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Allerdings betrug die Steigerung bei eigentlich optimalen Bedingungen eines heißen und trockenen Sommers mit Fußball-WM nur bescheidene 0,5 Prozent - und das gegenüber 2017, dem bislang schwächsten Jahr in der Geschichte der Brauwirtschaft.
"Viel Lärm um (fast) nichts", kommentierte dann auch der Chef der größten deutschen Braugruppe verfrühte Jubelmeldungen. "Wenn es der deutschen Brauwirtschaft nicht gelingt, unter Idealbedingungen eine bessere Marktperformance abzuliefern, lässt das nichts Gutes für die kommenden Jahre ahnen", erklärte der Sprecher der Radeberger-Geschäftsleitung, Niels Lorenz, in Frankfurt. Die Probleme wie Überkapazitäten, massiver Investitionsdruck und zu viele Sonderangebote seien nach wie vor ungelöst, erinnerte der Manager aus der Oetker-Gruppe vor einigen Tagen seine Kollegen.
Auch der Brauerbund weist auf Kostendruck und Preiskampf hin, sieht aber auch positive Entwicklungen. So werde die Zahl der derzeit rund 1500 Brauereien in Deutschland weiter steigen - dank Craft-Beer-Boom und Gaststättenbrauereien. Aktuell gebe es in Deutschland mehr als 6000 verschiedene Biermarken, zu denen jede Woche mindestens ein neues Bier hinzukomme.