Betrug:135 Monate Haft für Elizabeth Holmes

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Ihre Firma war mal Milliarden wert und Elizabeth Holmes eine Vorzeigeunternehmerin. Nun soll sie wegen Betrugs für viele Jahre ins Gefängnis. Sie will in Berufung gehen. (Foto: Nic Coury/dpa)

Bis zuletzt bestritt die Gründerin der Bluttest-Firma Theranos die Vorwürfe.

Die einstige US-Vorzeigeunternehmerin Elizabeth Holmes ist wegen Betrugs zu einer Haftstrafe von mehr als elf Jahren verurteilt worden. Richter Edward Davila gab das Strafmaß von 135 Monaten am Freitag in San José bekannt. Holmes wollte mit ihrer Bluttest-Firma Theranos die Pharma- und Gesundheitsbranche revolutionieren - doch das Versprechen entpuppte sich als Bluff. Im Januar hatte eine Geschworenenjury die 38-Jährige schuldig gesprochen, Investoren gezielt getäuscht zu haben.

Die Strafe ist ein harter Schlag für Holmes. Ihre Anwälte hatten sich für maximal 18 Monate Haft ausgesprochen und ansonsten auf Hausarrest und Sozialstunden plädiert. Die Anklage hatte mindestens 15 Jahre Gefängnis gefordert. Holmes hätte laut Gesetzbuch sogar zu 20 Jahren Haft verurteilt werden können. Laut US-Medien kündigte sie bereits an, Berufung gegen das Urteil einzulegen. Sie muss ihre Haftstrafe nicht vor dem 27. April 2023 antreten.

Der Prozess gegen Holmes, die es einst als große Innovationshoffnung der Tech-Hochburg Silicon Valley auf die Titelseiten der US-Wirtschaftsblätter geschafft hatte, sorgte in den USA für viel Aufsehen. Aufstieg und Absturz der ehemaligen Starunternehmerin wurden in Podcasts erörtert und in der TV-Serie "The Dropout" verfilmt. Holmes wies die Vorwürfe stets zurück und versicherte, dass sie aufrichtig an die Technologie geglaubt habe. Dass sie kein Schuldgeständnis abgegeben habe, sei bei der Bestimmung des Strafmaßes ein Nachteil für sie gewesen, so Davila.

Holmes hatte 2003 im Alter von nur 19 Jahren die US-Elite-Universität Stanford verlassen, um Theranos zu gründen. Das Start-up versprach, Bluttests mit einer revolutionären Technologie zu vereinfachen, bei der für Proben nur wenige Tropfen genügten. Investoren waren begeistert, zeitweise wurde Theranos mit rund neun Milliarden Dollar bewertet. Holmes war - zumindest auf dem Papier - rund 4,5 Milliarden Dollar schwer. Auf den steilen Aufstieg folgte der spektakuläre Absturz: 2015 löste ein Bericht des Wall Street Journal erhebliche Zweifel an der Technologie von Theranos aus. Auch wenn Holmes zunächst alle Vorwürfe hartnäckig abstritt, geriet ihr Kartenhaus immer weiter ins Wanken. Eine Serie weiterer Enthüllungsartikel entlarvten die vermeintliche Erfolgsgeschichte endgültig als Schwindel. Tatsächlich funktionierten die angeblichen Innovationen von Theranos nicht, stattdessen nutzte die Firma offenbar heimlich herkömmliche Testverfahren. 2018 folgte die Anklage wegen Betrugs.

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