Berlin:Zu viele Dirigenten

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Noch immer gibt es keinen endgültigen Termin für die Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg. Ende 2017? Oder Anfang 2018? Genaueres im Oktober.

Viermal wurde die Eröffnung bereits verschoben, doch noch immer will sich das Management des Berliner Hauptstadtflughafens BER nicht auf einen endgültigen Termin festlegen. Nur soviel: Klarheit soll es erst nach der Berliner Abgeordnetenhauswahl im September geben. Man müsse sich erst Ende Oktober festlegen, "und vorher legen wir uns nicht fest", sagte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld am Montag bei einer Veranstaltung in Berlin. Das klingt schon fast trotzig. Denn derzeit geplant ist die Eröffnung Ende 2017 - Mühlenfeld dazu: "Noch sehen wir eine Chance, es hinzubekommen" - doch vor einigen Wochen hatte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) angedeutet, dass es mit der Eröffnung erst 2018 klappen könnte. Auf ein paar Monate Unterschied kommt es da vielleicht nicht mehr an, mögen einige denken. Doch Fluggesellschaften und Mieter brauchen Planungssicherheit. Also einen festen Termin.

Der BER sollte ursprünglich im Herbst 2011 in Betrieb gehen. Planungsfehler, Baumängel und Technikprobleme führten zu immer neuen Verzögerungen. Einen Teil der Verantwortung sehen die Berliner Koalitionsfraktionen von SPD und CDU beim Aufsichtsrat, in dem Vertreter der Länder Berlin und Brandenburg sowie des Bundes als Flughafen-Eigentümer sitzen. "Wir hatten es mit einer Konzertaufführung zu tun, bei der zunächst drei Dirigenten vorne standen", sagte der CDU-Abgeordnete Stefan Evers am Montag, als der Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses im Abgeordnetenhaus vorgestellt wurde. Bei diesem Konzert seien permanent neue Noten aufgelegt worden, so Evers in Anspielung auf die zahlreichen Planänderungen. SPD-Obmann Ole Kreins sekundierte: Für das Debakel trage - wie alle Mitglieder des Aufsichtsrats - der langjährige Regierende Bürgermeister und Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD) "eine herausgehobene Verantwortung".

Sicher ist nur: Das Debakel kostet viel Geld. Die offiziell genannten Kosten für den Flughafen sind seit Baubeginn von zwei Milliarden auf 5,4 Milliarden Euro gestiegen, was nur zum Teil auf Erweiterungen des Projekts zurückgeht. Mühlenfeld bekräftigte bei seinem Auftritt in der Berliner Industrie- und Handelskammer, der Flughafen werde sich ab 2020 oder 2021 selber finanzieren und seine Kredite zurückzahlen. "Deshalb ist die Aussage 'Der Steuerzahler zahlt den Flughafen' aus meiner Sicht nicht korrekt."

© SZ vom 21.06.2016 / SZ, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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