BenQ:Freche Investoren

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Die Investoren, die bei BenQ angeblich die Produktion von Mobiltelefonen sichern wollen, handeln vor allem nach einer Devise: das Gute zu mir, das Schlechte zu Dir.

Sibylle Haas

Die Transfergesellschaften für die Mitarbeiter des insolventen Handyherstellers BenQ Mobile sind eine Notlösung - bestenfalls.

Protestplakat der IG Metall in der Nähe des BenQ-Mobile-Werkes in Kamp-Lintfort. (Foto: Foto: dpa)

Das gilt ebenso für die Arbeitsbedingungen der vielen anderen vorübergehend auf Staatskosten Beschäftigten, deren Betriebe insolvent sind oder in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken.

Mit Hilfe von Transfergesellschaften sollen die von Arbeitslosigkeit bedrohten Arbeitnehmer weiter qualifiziert und in neue Jobs gebracht werden - was selten genug gelingt.

Transfergesellschaften boomen ja nicht etwa, weil die Beschäftigten heutzutage schlecht ausgebildet wären und deshalb der Nachqualifikation bedürften, sondern vor allem wegen der hohen Arbeitslosigkeit.

Vermittlungserfolge sehr unterschiedlich

Gäbe es genügend Jobs, dann bräuchten wir derlei Förderung nicht. Auch sind die Vermittlungserfolge sehr unterschiedlich. Es liegt auf der Hand, dass hochqualifizierte Techniker in Ballungsgebieten schneller wieder Arbeit finden als angelernte Hilfskräfte auf dem Land.

Ohnehin schützen Transfergesellschaften nicht langfristig vor Arbeitslosigkeit. Sie sind auf zwölf Monate begrenzt und verschieben damit im schlimmsten Fall die Entlassung in die Zukunft.

Soziale Verantwortung des Staates

Weil sich der Staat dennoch in der sozialen Verantwortung sieht, unterstützt er auf Kosten der Allgemeinheit die Teilnahme an den Transfermaßnahmen.

Das ist fragwürdig. Transfergesellschaften bieten zwar professionelle Hilfe für den beruflichen Neuanfang an, doch sie schönen auch die Arbeitsmarktstatistik, weil die Betroffenen nicht als arbeitslos gelten.

Zu Lasten der Solidargemeinschaft

Vor allem aber geht das Instrument zu Lasten der Solidargemeinschaft: Die betroffenen Arbeitnehmer erhalten Kurzarbeitergeld von der Bundesagentur für Arbeit - und damit von den Beitragszahlern zur Arbeitslosenversicherung.

Umso erstaunlicher ist es, dass bei BenQ einer der angeblichen Investoren die Produktion von Mobiltelefonen zwar sichern, die Bezahlung der früheren Siemens-Beschäftigten aber den Transfergesellschaften - der Solidargemeinschaft also - überlassen will.

Für lau

Das ist eine Frechheit, weil hier einer offenbar für lau etwas bekommen will, so ganz nach dem Motto: Das Gute zu mir, das Schlechte zu Dir.

Wer investiert, der riskiert. Warum also sollten die Beitragszahler eine Investorengruppe subventionieren, die diesen Mechanismus der Marktwirtschaft offenbar übergehen will?

Übrigens ist derlei Ansinnen auch gegenüber den Beschäftigten selbst eine Unverschämtheit. Wer arbeitet, soll anständig bezahlt werden - und zwar von dem, bei dem er angestellt ist.

© SZ vom 10.01.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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