Bei uns in London:Reiche Lanes, arme Streets

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Immobilienpreise mal anders: Die Barclays Bank untersucht, ob Endungen von Straßennamen Einfluss darauf haben.

Von Björn Finke

Im Fernsehen laufen Sendungen, in denen Menschen Traumhäuser bauen oder ihr Traumdomizil suchen. Property Porn nennen die Briten diese Art der TV-Unterhaltung, bei der sie gebannt auf wohlgeformte Erker und Säulenbögen starren. In London verstopfen kostenlose Immobilien-Magazine den Briefkasten, die über angesagte Stadtviertel und Möbeldesigner berichten - alles finanziert durch Makleranzeigen. Auch auf Partys in der Hauptstadt sind Wohnungen, deren unverschämte Preise und Ärger mit Handwerkern stets beliebte Themen. Es ist also nicht völlig übertrieben zu sagen, dass das Verhältnis der Briten zu Immobilien leicht obsessive Züge trägt: "My home is my castle."

Damit der Gesprächsstoff nicht so schnell ausgeht, veröffentlichen Hypothekenbanken, Statistikbehörden und Forschungsinstitute alle paar Tage neue Daten und Prognosen, wie sich die Preise entwickelt haben und entwickeln könnten. Zumindest für London sind die Vorhersagen inzwischen selbst sehr vorhersehbar: Wohnen wird immer teurer. Doch die britische Großbank Barclays will sich von diesem Studien-Einerlei mit einem originelleren Ansatz abheben. Die Londoner untersuchten, ob bestimmte Endungen von Straßennamen Einfluss auf die Hauspreise haben.

Die Ergebnisse eignen sich fantastisch, um beim Fachsimpeln auf der Party Eindruck zu schinden - wenn denn die eigene Adresse auf "Lane", also Gasse, endet oder auf "Way" wie Weg. Die Preise von Wohnungen und Häusern in Lanes liegen um fast ein Viertel über dem landesweiten Durchschnitt für alle Straßen, ermittelten die Banker. Ways sind immerhin ein Zehntel teurer. Wehe dem hingegen, der in einer schnöden "Street" residiert. Die Preise auf Streets bleiben nahezu ein Drittel unter dem Durchschnitt. Für diese Resultate studierten Barclays und die Beratungsgesellschaft Hometrack Adressen und Werte von mehr als 22 Millionen Immobilien im Königreich.

Monopoly-Fans wird der Erfolg der Lanes nicht überraschen. In der englischen Version des beliebten Brettspiels ist die blaue "Park Lane" schließlich eine der teuersten Straßen. Die Banker halten aber auch für die Bewohner der Streets Trost parat: Im Vergleich zur Jahrtausendwende haben sich die Preise in sämtlichen Straßen massiv erhöht, ob sie nun Lane, Way, Avenue oder Street heißen. Gut für Hausbesitzer. Schlecht für alle, die ihre erste Immobilie kaufen möchten. Wer sich das nicht mehr leisten kann, muss mit Property Porn im Fernsehen Vorlieb nehmen. Anschauen kostet nichts.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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