Bei uns in Hamburg:Wir sind ein bisschen Udo

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Hamburg ist nicht sehr gut, wenn es ums Entsorgen geht. Deshalb hat die Stadt nun ein Müllproblem: In der Stadt ist es dreckig, im Hafenbecken staut sich der Schlick. Das würde alles nicht passieren, wären die Menschen einfach ein bisschen mehr wie Udo Lindenberg.

Von Angelika Slavik

Natürlich wäre die Welt viel besser, wären alle Menschen wie Udo Lindenberg. Schön, vielleicht nicht die ganze Welt. Aber Hamburg. Hamburg wäre toll mit 1,8 Millionen Udo Lindenbergs! Alle würden immer bis 14 Uhr schlafen und danach ein bisschen im Porsche rumfahren. Niemand würde irgendwen verstehen, weil alle schrecklich nuscheln würden (nur Til Schweiger nicht, der als einziger nicht Udo Lindenberg wäre). Vor allem aber gäbe es dann nicht dieses Problem mit dem Müll.

Die Sache mit dem Müll läuft nicht gut in Hamburg. Vielleicht muss man sagen, dass Entsorgung ganz allgemein einfach keine Hamburger Kernkompetenz ist. Das sieht man schon im Hafen: Dort wird jeden Tag unter allergrößter technischer Anstrengung der Schlick ausgebaggert, den die Flut immer ins Hafenbecken spült. Der Schlick wird dann abtransportiert. Aber weil man nicht so richtig weiß, wohin damit, kippt man ihn einfach vor den Toren Hamburgs wieder ins Wasser - wo ihn die nächste Flut logischerweise wieder mit ins Hafenbecken bringt. Leider ist die Flut schneller als die Ausbaggerer, deshalb steigt die Gesamtmenge des Schlicks immer weiter an. Und deswegen kommt es dauernd vor, dass Schiffe nicht in den Hafen einlaufen können, weil sie Gefahr laufen, im Meeresdreck stecken zu bleiben.

Mit dem Abfall an Land läuft es nicht besser: Jedes Jahr landen in Hamburg 170 000 Euro im Müll. Nicht im übertragenen Sinn. Sondern in bar - der moderne Großstädter guckt offenbar nicht in die Taschen, bevor er Jacken, Hosen und Mäntel entsorgt. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, findet nun auch noch die Umweltbehörde, dass die Stadt zu dreckig sei. Sie will deshalb eine neue Spezialtruppe einrichten. Die, Trommelwirbel bitte, "Waste Watcher". Die Waste Watcher sollen künftig durch Hamburg patrouillieren, um üble Müllverursacher auf frischer Tat zu ertappen und mit Bußgeldern zu belegen. Bislang wird noch gestritten, wer die Waste Watcher bezahlen soll. Aber hey, vielleicht könnte man ja das Geld aus den entsorgten Hamburger Kleidungsstücken künftig mit einer Zweckbindung versehen.

Udo Lindenberg aber kennt all diese Probleme nicht. Der wohnt nämlich im Hotel Atlantic und zwar, wie er freimütig bekennt, weil er dann seinen Müll nicht selbst wegbringen müsse. Das wäre doch mal eine gute Lösung: Ganz Hamburg zieht ins Atlantic! Gut, man müsste es natürlich ein bisschen ausbauen. Dafür könnte im Fahrstuhl die ganze Zeit Lindenberg laufen: "Verdammt, wir müssen raus aus dem Dreck", singt er.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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