Bei uns in Hamburg:Wir sind die Coolsten, wenn wir cruisen

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In der Hansestadt ist man dem Rest der Nation immer ein Stück voraus. Das sieht man schon daran, dass Olaf Scholz hier als cooler Typ gilt. Und dann ist da noch die neue Stromversorgung im Hafen.

Von Angelika Slavik

Bei aller Bescheidenheit müssen wir an dieser Stelle sagen: Wir in Hamburg haben es drauf. Wir sind dem Rest der Welt ein Stück voraus. Das zeigt sich schon daran, dass Olaf Scholz bei uns als, mit Verlaub, geiler Typ gilt.

Natürlich bemerkt man die Hamburger Überlegenheit auch im Hafen. Dort wurde kürzlich die neue Landstromanlage eröffnet. Gut, vielleicht hat das Projekt ein wenig länger gedauert und ein wenig mehr gekostet als geplant, aber egal. Fortschritt ist nichts für Kleingeister! Die neue Landstromanlage ist eine Art bessere Steckdose. Dort sollen sich die großen Kreuzfahrtschiffe, während sie im Hafen liegen, sozusagen einstöpseln. Dann können sie den Betrieb an Bord aufrechterhalten, ihre dreckigen Dieselgeneratoren aber ausschalten. Das spart Treibstoff und reduziert Abgase. Kurz: Das Ding ist ein Kracher.

Es ist nur logisch, dass diese herausragende Investition in die Hamburger Zukunft von einer anderen herausragenden Investition in die Hamburger Zukunft eingeweiht wurde, von Olaf Scholz natürlich. Der Bürgermeister war also da, die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks auch, man posierte gemeinsam mit einem dicken roten Kabel. Hendricks lobte die Hamburger "Pionierarbeit" und war sicher, dass bald alle Kreuzfahrtschiffe diese Technologie nutzen würden. Scholz sagte, Hamburg solle "einer der umweltfreundlichsten Standorte der Kreuzschifffahrt in Europa" werden. Draußen lag die Aida Sol , bereit, als erstes Schiff mit dem neuen Superstrom versorgt zu werden. Vielleicht sollte man erwähnen, dass die Aida Sol nicht nur das erste, sondern auf absehbare Zeit auch das einzige Schiff sein wird, das an die Landstromanlage angeschlossen werden wird, denn die anderen Schiffe haben entweder keinen passenden Anschluss oder sie liegen in Hamburg größenbedingt immer an einem anderen Terminal. Also nicht dort, wo jetzt die Landstromanlage ist. Egal. Die Aida Sol war da und willig. Die Ministerin, der Bürgermeister und andere wichtige Menschen steckten den riesigen blauen Stecker an dem roten Kabel in die Anlage. Ein großer Moment.

Wie das mit großen Momenten so ist, sie können schon mal den Blick vernebeln. Deshalb hat es ein bisschen gedauert, bis aufgefallen ist, dass aus der Aida Sol weiterhin Rauch kam. Dieselgeneratoren-Rauch. Die Landstromanlage habe bislang nur "eine geringe Menge Strom" übertragen können, räumte die Hafenbehörde nun ein. Es gebe Probleme wegen der unterschiedlichen elektrischen Spannungen. Aber hey, das konnte vorher ja auch wirklich keiner ahnen.

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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