Bei uns in Hamburg:Hyper, Hyper im Hafen

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Ach, Hamburg! Diese Stadt macht schlaflos. Immerhin hat man dann genug Zeit, über ihre Großartigkeit nachzudenken. Oder über den Hyperloop.

Von Angelika Slavik

Der Tag hat schon schlecht angefangen. Man hat verschlafen und ist nun gezwungen, sich in die Telefonkonferenz einzuwählen, während man noch seinen Bärchen-Pyjama trägt. Natürlich ist es unmöglich, in einem Bärchen- Pyjama seinen Ich-bin-eine-künftige-Führungskraft-Tonfall zu finden. Also hält man die Klappe und sinniert währenddessen still über das Scheitern am Alltag.

Selbstverständlich wäre das alles nicht passiert, würde man irgendwo wohnen, wo es langweilig ist. In Darmstadt vielleicht, oder in Wiesbaden. Dann wäre man bestimmt immer pünktlich im Bett. In Hamburg aber muss man gelegentlich vom Größenwahn dieser Stadt trinken. Dann guckt man nachts auf die Lichter im Hafen und denkt zum Beispiel an den Hyperloop.

Der Hyperloop ist die Idee von Elon Musk, der nicht nur der Chef von Tesla ist, sondern auch ein Mann, der sich mit Größenwahn gut auskennt und deshalb hervorragend zu Hamburg passt. Kurz zusammengefasst ist der Hyperloop ein Röhrensystem, in dem Menschen irgendwann sehr schnell von einem Ende zum anderen kommen sollen. Zum Beispiel von Hamburg nach Berlin in 20 Minuten. Natürlich will in Wahrheit niemand so dringend nach Berlin. Da ist es nur sinnvoll, sich schon mal andere Einsatzmöglichkeiten zu überlegen. Wie den Hyperloop für den Hafen, über den in diesen Tagen verhandelt wird. Der Hafen-Hyperloop ist eine große Sache und deshalb auch noch schrecklich geheim. Aber man könnte damit binnen Sekunden die Container von den Schiffen ins Hamburger Umland schießen. All das Zeug, das im Hafen ankommt, all die iPads und die Ladekabel, die Schuhe aus China und die Kameraaufsätze aus Taiwan, alles würde in die Röhre gestopft und mit Unterdruck losgejagt. Ha!

Das würde nicht nur viel Zeit einsparen, sondern auch viele Lkw-Fahrten. Die Luft im Hafen wäre gleich viel weniger dreckig und wenn man dann nachts auf die Lichter starren würde, trunken von der Begeisterung für seine Stadt, würde man nicht von der nervigen Vorstellung gestört, wie böse schwarze Rußpartikel gerade in die eigene Lunge marschieren und sich einrichten. Die Rußpartikel hätten auch keine Plakate dabei, auf denen steht: "In Darmstadt wäre dir das nicht passiert." Man würde viel besser schlafen und könnte am nächsten Tag eine weiße Schluppenbluse tragen. Man würde korrekt und feministisch aussehen und hätte eine hervorragende Telefonkonferenzstimme. Und am Ende des Tages würde man sogar einen kleinen Ausflug nach Berlin in Erwägung ziehen - bloß um sicherzugehen, dass es dort nicht so schön ist wie hier.

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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