Bei uns in Frankfurt:Irische Momente

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John Lynam ist der erste irische Generalkonsul auf dem europäischen Festland. Noch residiert er in einem Co-Working-Büro in Frankfurt. Das neue Irland-Haus aber soll ein wenig irisches Flair an den Main bringen. Ob es da dann auch eine Guinness-Zapfsäule geben wird?

Von Markus Zydra

Die Frage, was fällt dir zu Irland ein?, schafft Raum für Klischees: Auf Antworten wie "Grün" und "Guinness" darf man getrost wetten. Tatsächlich ist der Tisch im Büro von John Lynam mit einer grünen Stoffdecke bedeckt. In der Mitte ragen aus einem Becher zwei niedliche Irland-Flaggen; in den Landesfarben Grün, Weiß und Orange. Der 41-jährige Lynam ist irischer Generalkonsul, im Oktober 2019 trat er seinen Dienst in Frankfurt an. Lynams Büro liegt mitten in der Stadt nahe der Taunusanlage in einem Haus für "Co-Working", wie es auf Neudeutsch heißt. Im Empfangsbereich gibt es eine Theke, Sitzhocker, Sofas und eine Tischtennisplatte. Viele coole Leute sitzen dort vor dem Computer und arbeiten. Lynams Büro liegt im oberen Stockwerk. Es sind zwei kleine Räume mit Glaswänden. Alles dort wirkt offen und transparent. Man blickt direkt ins Nachbarbüro. Eine kleine Technologiefirma hat dort ihren Platz. "Wir fühlen uns auch ein wenig wie ein Start-up-Unternehmen", sagt der Diplomat, dessen Entsendung durch die irische Regierung man als großen politischen Schritt begreifen darf: Mit dem Büro in Frankfurt eröffnete der Inselstaat erstmals in seiner Geschichte ein Generalkonsulat in Festland-Europa. Irland möchte die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen vertiefen, jetzt nach dem Brexit. Lynam kennt Deutschland, er hat vor über 20 Jahren hier studiert. Er erwähnt Heinrich Böll und dessen "Irisches Tagebuch", ein halbdokumentarisches Reisebuch aus dem Jahr 1957. Damals war Irland noch bettelarm. Lynam möchte "das Profil von Irland" schärfen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. In seinem Büro liegt ein kleines Faltblatt, auf dem " Some Moments" der deutsch-irischen Beziehungen beschrieben sind. Irland ist seit 1921 unabhängig, und im Jahr 1936, so liest man, habe Irland das erste Fußballspiel gegen Deutschland mit 5:2 gewonnen.

Lynam musste sich neu einstellen auf seine Tätigkeit in Deutschland. Er kam direkt aus China, wo er acht Jahre lang als Diplomat gearbeitet hatte. Der Ire möchte auch das Profil von Frankfurt in Irland schärfen. Die Internationalität der Stadt begeistere ihn, viele Iren würden hier arbeiten, etwa 150 allein in der Europäischen Zentralbank. Der Generalkonsul fühlt sich wohl im Start-up-Umfeld, dennoch plant er den Umzug. Es gibt auch eine Idee, wie das Konsulat aussehen soll. "Wir planen ein Irland-Haus. Jeder Besucher soll das irische Flair sofort spüren." Die Farbe Grün scheint da gesetzt zu sein. Vielleicht gibt es auch eine Theke mit Guinness-Zapfhahn. Klischee hin oder her.

© SZ vom 31.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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