Bei uns in Frankfurt:Altes Polizeigebäude wird Wohnhaus

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In dem Gebäude sollen Wohnungen, Büros und eine Kita entstehen. Doch der hohe Preis, den das Land nennt, stößt auf Kritik: Hessen trete als Spekulant auf, anstatt neuen Wohnraum zu schaffen.

Von Markus Zydra

Es ziehen immer mehr Menschen in die Stadt und suchen eine Bleibe. Viele fahren über die Friedrich-Ebert-Anlage in die City. Dort trifft die architektonische Moderne mit Messeturm (290 Meter) und Tower 185 auf das Alte Polizeipräsidium der Stadt. Der neobarocke Bau ist ein Hingucker und Schandfleck zugleich, denn er steht seit 2002 leer. Hässliche, kaputte Jalousien verbergen die Fenster, drinnen sollen Ratten hausen. Notdürftig gefüllte Einschusslöcher erzählen vom Zweiten Weltkrieg. Viel war hier nicht los in den vergangenen Jahren. Das Gebäude diente als Filmkulisse für einen Tatort, an den Wochenenden durfte sich zeitweise ein Tanzclub einquartieren - die metallischen Glühbirnenfassungen über dem Haupteingang stammen aus dieser Zeit. Der Club ist schon lange dicht und die Eingangstür mit einer Metallplatte versperrt. Unter dem Portalbogen sieht man die Reminiszenz an alte Zeiten: " Polizei-Praesidium". Hessen hat das Areal jetzt für 212 Millionen Euro verkauft. Bis 2026 sollen dort Wohnungen, Büros und eine Kindertagesstätte entstehen, meldete das hessische Finanzministerium am Donnerstag. Der Investor rechnet mit zusätzlichen Bauinvestitionen in Höhe von 800 Millionen Euro. Das ist ein stolzer Preis und Ausdruck des Immobilienbooms. Im Jahr 2002, als die Polizei Frankfurts in einen Neubau umzog, fand sich kein Geldgeber. Der Immobilienmarkt war damals tot, und das Alte Polizeipräsidium, wo die Schutztrupps der Stadt erstmals 1914 eingezogen waren - damals hieß die heutige Friedrich-Ebert-Anlage noch Hohenzollernplatz - starb mit. Jetzt also die Wiedergeburt. Doch wie es in der Politik üblich ist, gab es ein wenig Zoff. Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) hat dem Land Hessen vorgeworfen, wie ein Spekulant aufzutreten. Bei dem hohen Verkaufspreis seien die neuen Eigentümer gezwungen, dort fast nur Luxuswohnungen anzubieten. Er sei "total wütend", dass das Land offenbar ohne Rücksicht auf die Interessen der Menschen in Frankfurt handele - nämlich auf günstigen Wohnraum zu achten. Nun muss man wissen, dass Feldmann in einigen Tagen erneut zum Oberbürgermeister gewählt werden möchte. Da schadet es nicht, wenn man forsch auftritt. Das hessische Finanzministerium bleibt entspannt: 30 Prozent der neuen Flächen seien Sozialwohnungen. Der Oberbürgermeister darf nachrechnen.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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