Bei uns in Buenos Aires:Karamellcreme, die schlechte Laune macht

Lesezeit: 2 min

Dulce de Leche eignet sich für alles, was nach Nachtisch oder Süßigkeit aussieht. Die Tage mit diesem Brotaufstrich könnten kaum besser beginnen. Wenn man nur die Packung auf­bekommen könnte.

Von Christoph Gurk

Die lateinamerikanische Variante von Nutella ist eine pappige Karamellcreme. "Dulce de Leche" heißt sie in Argentinien, und natürlich sagen die Argentinier, dass der Aufstrich aus eingekochter Milch und Zucker ihre Erfindung ist, genauso wie der Kugelschreiber oder der Omnibus. Das stimmt so natürlich nicht, ist aber auch egal. Denn was zählt, ist der Geschmack und der ist ein Traum, sehr süß, mit ein zarten bitteren Note. Dulce de Leche eignet sich für fast alles, was irgendwie nach Nachtisch oder Süßigkeit aussieht, man kann Kuchen und kleine Törtchen mit der Karamellcreme füllen oder sie in Schokoladenzylinder spritzen. Es gibt Dulce de Leche zum Lutschen und natürlich gibt es sie auch als Aufstrich. Jeden Morgen schmiere ich mir damit ein oder zwei Brote, die Sonne geht auf, die Karamellcreme schmilzt auf meiner Zunge, meine Tage könnten kaum besser beginnen.

Doch leider gibt es da ein Problem: Um an die Dulce de Leche zu kommen, muss ich erst mal die Packung aufbekommen. Das ist gar nicht so einfach, weil die Karamellcreme in kleinen Plastiktöpfchen steckt, deren Deckel meistens klemmt, und die dazu noch von einer Schutzfolie verschlossen sind. Egal, wie vorsichtig man sie öffnet, zerreißt sie am Ende doch immer, weshalb man dann die Reste mühsam abpopeln muss. Am Ende hat man dann die Hälfte der Dulce de Leche an den Finger und obendrein noch schlechte Laune.

Man könnte nun natürlich einfach zu einer anderen Marke greifen, diese sind aber entweder nicht so lecker, oder sie haben ähnliche Verpackungen. Und natürlich könnte man das mit der Karamellcreme auch ganz sein lassen. Wirklich gesund ist sie wahrscheinlich ohnehin nicht. Auch beim Joghurt aber muss man aber an einer störrischen Schutzfolie vorbei, um an den Inhalt zu kommen. Und schüttet man sich Müsli in die Schüssel, führt jede unvorsichtige Bewegung dazu, dass die Verpackung an der Seite aufreißt und sich Haferflocken und Rosinen über den Tisch ergießen. Ich war sogar schon einmal so weit, das Frühstück ganz sein zu lassen, doch beim Mittagessen wiederholt sich das Spiel mit der Nudelpackung, und am Abend reißt beim Feierabendbier regelmäßig die Lasche ab, mit der man die Dose öffnet.

Statt mich weiter zu ärgern, habe ich nun beschlossen, in die Offensive zu gehen. Wer sagt denn, dass man überhaupt Verpackungen braucht? Auch in Buenos Aires gibt es Läden, in denen man Nudeln, Müsli, Reis und Mehl unverpackt kaufen kann. Ich habe angefangen, Joghurt selbst zu machen, in kleinen Gläschen, mit Verschluss zum Aufschrauben, und im Internet habe ich schon ein Rezept gefunden, mit dem man Dulce de Leche selber machen kann. Klang ziemlich unkompliziert, und das Ergebnis ist bestimmt nicht nur gut für meine Laune, sondern am Ende auch für die Umwelt.

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: