BayernLB-Chef atmet auf:"Die akute Krise ist überwunden"

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BayernLB-Chef Kemmer hat gut lachen: Die Bank schreibt Gewinne - doch eine Jahresprognose will der Banker nicht abgeben. Lieber sucht er nach neuen Investoren.

T. Fromm

Michael Kemmer ist in einer eher speziellen Lage: Einerseits ist er Chef der BayernLB und als solcher für das Geschäft der Landesbank zuständig. Andererseits melden sich traditionell viele zu Wort, wenn es um die strategische Zukunft der Bank geht - besonders um die Frage, ob und wann die BayernLB mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) fusionieren soll.

Grund zur Freude bei Vorstandschef Kemmer: Die BayernLB schreibt wieder schwarze Zahlen. (Foto: Foto: dpa)

So zitierten Medien am Wochenende einen "ranghohen Manager" der BayernLB, der erklärte, eine Fusion der Institute in München und Stuttgart werde nicht mehr verfolgt. Grund: Die BayernLB habe keine Lust, die Rolle des Juniorpartners zu spielen. Nur zwei Tage später bestätigte der Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg, Peter Schneider, Gespräche zwischen beiden Banken.

Keine Jahresprognose

Und was tut Kemmer? Er lacht. Und sagt: "Mich überrascht da gar nichts mehr." Nun gilt Kemmer selbst als jemand, der einer Fusion nicht abgeneigt ist - allerdings solle die von Miliardenbelastungen aus der Finanzkrise gebeutelte BayernLB zunächst ihre "Hausaufgaben" machen. Will heißen: Kemmer will aus einer Position der Stärke heraus die Zukunft seiner Bank planen können.

Entsprechend selbstbewusst präsentierte der Bayer daher am Mittwoch der Presse seine Quartalszahlen. "Die akute Krise ist überwunden", sagte er. Immerhin - wo im ersten Quartal noch Verluste von 770 Millionen Euro angefallen waren, steht nun wieder ein Gewinn von 140 Millionen Euro. Grund: Die Finanzkrise, die mit insgesamt 4,9 Milliarden Euro auf der BayernLB lastet, hatte sich im zweiten Quartal mit Belastungen von 600 Millionen Euro weniger stark niedergeschlagen als zuvor.

Dennoch - ausgestanden ist die Krise für die Bayern trotz der Rückkehr in die schwarzen Zahlen noch lange nicht. Eine Jahresprognose wollte Kemmer für seine Bank nicht abgeben; und auch die tatsächlichen Zahlungsausfälle durch die Finanzkrise, zurzeit etwa 100 Millionen Euro, könnten in den kommenden Monaten noch auf bis zu 1,2 Milliarden Euro ansteigen. "Wir sind nicht so naiv, zu glauben, dass da nichts mehr kommen würde", so Kemmer.

Investor gesucht

Der BayernLB geht es da nicht viel anders als dem Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE): Nach Millionen-Abschreibungen blieben dem Institut im zweiten Quartal gerade noch 17 Millionen Euro. Vor einem Jahr waren es noch 320 Millionen Euro. "Für die kommenden Monate stellen wir uns auf weitere Herausforderungen ein", sagte HRE-Chef Georg Funke am Mittwoch - und klang da wie sein Kollege Kemmer.

Da der BayernLB-Chef schon nicht vorhersehen kann, wie es mit der Finanzkrise weitergeht, pries er am Mittwoch alle anderen Vorzüge seiner Bank an: Die Direktbanktochter DKB, das Kreditgeschäft mit Mittelstandskunden, das Mittel- und Südosteuropa-Geschäft. Ein "Alleinstellungsmerkmal", so Kemmer, das "andere Landesbanken so nicht zu bieten" hätten. Kemmers Fazit: "Die BayernLB ist operativ gut aufgestellt und wettbewerbsstark."

Und doch gibt es noch eine wichtige offene Frage: Der Freistaat Bayern und die bayerischen Sparkassen, die je zur Hälfte Eigentümer der BayernLB sind, wollen wegen der Milliardenrisiken der Bank eine Bürgschaft von 4,8 Milliarden Euro gewähren. Der Risikoschirm wird derzeit von der EU-Kommission geprüft. Um dem Vorwurf einer Rettungsbeihilfe zu entgehen, könne die Bank einen dritten Investor mit ins Boot holen , erklärte Kemmer. Wer das sein soll, ist zurzeit noch nicht klar. "Wir haben da etwas im Kopf und sind in guten Verhandlungen", sagte Kemmer nur. Möglich wäre dann auch, dass der Investor über seine Teilnahme am Risikoschirm Miteigentümer der Bank werden würde.

© SZ vom 14.08.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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