Bayer:Aktionärstreffen mit Bienchen und Blümchen

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Die geplante Übernahme des US-Konzerns Monsanto durch Bayer stößt bei Umweltschützern, aber auch bei Aktionären auf Kritik.

Von Benedikt Müller, Bonn

Werner Baumann will veranschaulichen, welchen Aufwand er da getrieben hat. Alleine den Kartellbehörden der EU und der USA habe sein Konzern Bayer 40 Millionen Seiten an Unterlagen geschickt. "Wir wissen nicht, ob alles gelesen worden ist", scherzte der Bayer-Vorstandschef bei der Hauptversammlung, "aber wir haben auf jeden Fall alles eingereicht."

Alles für den einen Deal: Seit zwei Jahren ist bekannt, dass Bayer den Konzern Monsanto übernehmen will, für 62 Milliarden US-Dollar. Monsanto stellt Pflanzensamen und Unkrautbekämpfungsmittel her, etwa mit dem Wirkstoff Glyphosat. Es wäre die größte Übernahme, die ein Konzern aus Deutschland je gewagt hat. Und eine der umstrittensten.

Umweltschützer und Investoren fürchten, dass das Bayer-Image unter dem Fusionsplan leidet

So warnen Aktivisten am Rande des Aktionärstreffens, dass viele Landwirte stark abhängig von dem fusionierten Konzern würden und die Artenvielfalt zurückgehen könnte. "Baysanto" könnte genverändertes Saatgut von Monsanto und Pflanzenschutzmittel von Bayer aus einer Hand verkaufen und wäre ein führender Hersteller auf beiden Märkten. Monsanto ist etwa dafür berüchtigt, Landwirte zu verklagen, weil sie Patente verletzt hätten. "Patente auf Pflanzen und Tiere sind Diebstahl des geistigen Eigentums von Bäuerinnen und Bauern", kritisiert die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft.

Baumann verteidigt seinen Plan: Bayer und Monsanto würden auch nach einer Fusion Kleinbauern und Großbetriebe beliefern, konventionelle wie ökologische. "Künftig können wir ihnen noch besser dabei helfen, gesunde, sichere und erschwingliche Lebensmittel auf nachhaltige Weise herzustellen." Damit trage man dazu bei, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Bayer übernehme weiterhin Verantwortung für Landwirte und Verbraucher, Gesellschaft und Umwelt. "Sie können mich gerne beim Wort nehmen", so Baumann, "Bayer wird Bayer bleiben".

Der langjährige Bayer-Manager ist zuversichtlich, dass er die geplante Übernahme bis zum 14. Juni abschließen kann. Wenn nicht, könnte Monsanto die Vereinbarung kündigen; Bayer droht dann eine Vertragsstrafe von zwei Milliarden US-Dollar. Allerdings haben drei Viertel der Wettbewerbsbehörden weltweit die Fusion bereits genehmigt. Der Konzern wartet vor allem noch auf die Freigabe aus den USA. "Wir sind noch nicht ganz, aber fast am Ziel", sagt Baumann.

Ursprünglich wollte Bayer die Übernahme Ende 2017 abschließen. Doch die Prüfung der Behörden zieht sich hin. Zudem hat die EU-Kommission entschieden, dass Bayer Saatgutgeschäfte an den Rivalen BASF abgeben muss, um eine marktbeherrschende Stellung zu verhindern. Die Verkäufe lassen den fusionierten Konzern schrumpfen. Bayer erhofft sich von der Übernahme nun Synergien von 1,2 Milliarden Dollar pro Jahr. Anfänglich stellte der Konzern 1,5 Milliarden in Aussicht.

Große Aktionäre rufen Bayer dazu auf, nach der Fusion einen Kulturwandel bei Monsanto einzuleiten. "Das Geschäft und der zweifelhafte Ruf von Monsanto schrecken sowohl Verbraucher als auch Investoren ab", warnt Ingo Speich von Union Investment. Andere monieren, dass die Bayer-Aktie seit Baumanns Antritt vor zwei Jahren kaum gestiegen ist. "Augenscheinlich glaubt die Börse nicht so richtig an diesen Monsanto-Deal", sagt Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Und dann sind da noch die Bienen. Bayer muss sich Kritik für zwei Insektizide gefallen lassen. Die EU hatte die Pflanzenschutzmittel verboten, da sie im Verdacht stehen, für das Bienensterben mitverantwortlich zu sein. Bayer beharrt indes darauf, dass die Ursachen des Bienensterbens nicht geklärt seien. Imker fordern den Konzern nun dazu auf, die umstrittenen Insektizide nicht mehr herzustellen. Die Bienenfreunde treten sowohl als Aktionäre als auch am Rande der Hauptversammlung auf. So hat ein Imkerverein ein großes Stoffinsekt auf eine Bahre gespannt, beschriftet mit "Die letzte Biene" und einem Kreuz.

© SZ vom 26.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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