Bauen in der Krise:Prestigeobjekte auf Zeit

Höher, schneller, teurer. Ein Ende der Superlative in der Baubranche war lange nicht in Sicht - bis die Krise kam. Welchen Megabauprojekten ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde.

Laura Gitschier

Bauen in der Krise

Russia Tower in der Moskau-City, Russland

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(Foto: N/A)

Höher, schneller, teurer. Ein Ende der Superlative in der Baubranche war lange nicht in Sicht - bis die Krise kam. Keine Investoren, keine Kredite, kein Geld: Welchen Megabauprojekten ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde.Ein 600 Meter großer Turm sollte in Moskaus Innenstadt entstehen - er wird vermutlich nie gebaut werden. Die Konstruktion, geplant als Pendant zu Bauwerken wie "La Defense" in Paris, sollte im "Moskau-City-Distrikt", einem neuen hochmoderneren Wolkenkratzerviertel stehen - Kosten für das gesamte Projekt: rund 15 Billionen Dollar. Vor kurzem hatte der Bauherr nun verkündet, das Projekt werde wegen der Finanzkrise erst einmal auf Eis gelegt - ob und wann es weitergeht: ungewiss.Russland hat sich als Ziel gesetzt, ein Dubai des Westens zu werden. Auch deshalb wuchs die Bauwirtschaft hier in den vergangenen Jahren beinahe ins Unermessliche. Verschiebungen von solch symbolträchtigen Prestigeobjekten wie dem "Russia Tower" sind für den Kreml heikel und unangenehm. Die Zeiten, in denen in Russland Geld keine Rolle gespielt hat sind vorbei - die Nachfrage nach Büroräumen schwindet und auch die Ära der billigen Greenspan-Kredite ist zu Ende.

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Dubai Trump Tower, Dubai

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(Foto: N/A)

Ein riesiger 1000-Meter-Turm mit luxuriösem Hotelkomplex, exklusiven Büroflächen und teuren Shoppingarealen sollte direkt auf der künstlich-aufgeschütteten Insel Palm Jumeirah vor der Küste Dubais enstehen. So sah es zumindest der Plan von US-Immobilien-Tycoon Donald Trump vor. Aber Fehlanzeige: Ende vergangenen Jahres gestand der Entwickler, dass aus dem Projekt wohl "vorläufig nichts mehr werden würde". Die Spekulationen um die Kosten für den Bau schwanken zwischen 600 bis 700 Millionen Dollar.Auch eine deutsche Firma war an dem Mega-Bauprojekt beteiligt. Eine Hochtief-Tochter sollte einen Teil des Turmes realisieren. Das Projekt ist nur eines von dutzenden, bei dem sich Investoren in Dubai kleinlaut zurückziehen müssen. Hier geht der Immobilienhype jetzt seinem Ende zu, hier war er besonders exzessiv und ausufernd zelebriert worden.

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U2-Tower, Dublin, Irland

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Auch Bono, bekannt als Sänger der irischen Musikgruppe U2, hatte Großes vor. Er wollte von einem Konsortium das höchste Gebäude der Stadt im Hafen von Dublin bauen lassen - den sogenannten U2-Tower. Der geschätzte Preis für das Projekt: etwa 200 Millionen Euro, inklusive eines schicken Aufnahmestudios für die Band in der obersten Etage.Der Turm sollte - ganz bonolike - neben den üblichen Luxuswohnungen auch Platz für Sozialwohnungen bieten. Das Projekt wurde seit 2002 geplant und sollte eigentlich 2010 fertig sein. Die Federführung hatte Star-Architekt Norman Foster inne, der unter anderem auch die Kuppel des Reichstagsgebäude in Berlin entwarf.Aufgrund der Finanzkrise liegt das U2-Projekt nun seit einigen Monaten auf Eis. Auch in Irland sind wegen der weltweiten Finanzkrise die Immobilienpreise stark gefallen, Investoren ausgefallen und Kredite teurer geworden - das führt jetzt zu einigen Verzögerungen.

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Nakheel Tower, Dubai

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Der Nakheel Tower sollte mit einer unglaublichen Höhe von einem Kilometer das höchste Gebäude der Welt werden und damit den Burj Dubai (über 800 Meter) ablösen. Das Projekt rund um den Nakheel Tower wartet mit weiteren zahlreichen Superlativen auf: 200 Stockwerke, 150 Lifte und geschätzten 50.000 Kubikmetern Beton und Platz für 55.500 Menschen. Der Turm, geplant für das Zentrums des Emirats in Dubai, sollte so hoch werden, dass man sich zweimal am Tag den Sonnenuntergang anschauen kann. Das Mega-Projekt hatte eine geplante Bauzeit von zehn Jahren.Das Design sollte sich an den Spanischen Gärten der Alhambra und dem Hafen von Alexandria orientieren und trotzdem einen typisch arabischen Charakter erhalten. Und jetzt aus der schöne Traum vom höchsten Gebäude der Welt - zumindest vorerst. Die Planungen für den Bau wurden angesichts der Finanzkrise erst einmal für ein Jahr unterbrochen. Damit reagiere man auf die internationale Wirtschaftskrise, teilte die zuständige Immobilienfirma Nakheel mit.

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Freedom Tower, Ground Zero, USA

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Die Finanzkrise macht auch vor großen Symbolen nicht Halt: Auch Amerikas bekannteste Baustelle, der Ground Zero, kämpft mit Kreditklemmen, Pleitewellen und fehlendem Geld.Auf dem Gebiet am Ground Zero, wo nach Plänen von Architekt Daniel Libeskind gebaut wird, rollen zwar im Gegensatz zu manch anderem Projekt die Bagger noch - aber auch hier torpediert die Krise den Bau. Von den geplanten fünf Türmen sollen zwei übrig bleiben, die Höhe der Bauwerke reduziert und die Büroflächen halbiert werden.Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 sollte am Ground Zero wieder ein neues Prestigeobjekt und ein mächtiges Sinnbild für Amerikas Wiedererstarken in der Welt entstehen. Jetzt hinken die Arbeiten inzwischen um Jahre hinterher - und wird wohl auch mehrere Milliarden Dollar teurer als erwartet. Wann das Projekt endgültig abgeschlossen sein wird, steht in den Sternen.

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King Abdullah Economic City, Saudi-Arabien

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Ein Mann, eine Stadt, viel Geld: Im Königreich Saudi-Arabien soll eine riesige Retortenstadt an der Küste des Roten Meers aus dem Boden gestampft werden. Namensgeber ist Herrscher und König Abdullah ibn Abd al-Aziz.Bei der King Abdullah Economic City (KAEC) handelt es sich um eine künstliche Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt, die eine von sechs geplanten Wirtschaftsszentren in dieser Gegend werden soll. Von mehreren hundert Milliarden Dollar Baukosten ist die Rede.Aber auch hier gibt es schlechte Nachrichten, die das Projekt aus 1001-Nacht schnell aus seinem Dornröschenschlaf aufwecken lassen. Auch die KAEC habe Schwierigkeiten internationale Geldgeber zu finden, räumte die Entwicklungsfirma Emaar im Januar ein. Vom Abbruch des Projektes spricht aber keiner.(sueddeutsche.de/gits/mel)

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