Bankkauffrau Nadia Dali:"Kunden schätzen den persönlichen Kontakt"

Lesezeit: 2 min

Nadia Dali, 35, Reisebank München (Foto: Lukas Barth)

Nadia Dali erzählt von spannenden Kundenbegegnungen in der Reisebank München.

Protokoll von Lea Hampel

"Ich bin als Quereinsteigerin zur Reisebank gekommen und mag meinen Job sehr, weil ich viel mehr mache, als einfach nur Währungen zu tauschen. Unsere etwa 100 Filialen sind fast schon eine Mischung aus Bank und Reisebüro. Zu uns kommen vor allem Menschen, die auf Reisen gehen, und Touristen, die gerade in München angekommen sind - für sie wechseln wir Geld, erklären bei Bedarf die Münzen und Scheine der unbekannten Währung und geben noch eine Umrechnungstabelle dazu.

Nicht umsonst haben wir am Bahnhof zwei Filialen - die erste liegt gleich in der Halle, wo die Züge ankommen und ist nicht umsonst genau dort, wo sie ist, gegenüber von Gleis elf: Dort kamen früher die Züge aus Italien und der Schweiz an, und dementsprechend besonders viele potenzielle Kunden.

Natürlich sind viele Kunden, die vor einer Reise zu uns kommen, besonders gut gelaunt: Sie planen gerade eine vierwöchige Hochzeitsreise, einen Kurztrip nach New York oder einen mehrmonatigen Auslandsaufenthalt und sind entsprechend euphorisch - aber auch besorgt. Gerade deutsche Kunden wollen immer am liebsten noch einen Plan C zu Plan A und B, sie wollen ganz genau wissen, wie sie Geld geschickt bekommen können, wenn ihnen die Geldbörse gestohlen wird. Aber auch wenn zum Beispiel Abiturienten ins Ausland gehen, nach Australien, sitzen oft die Mädels mit ihren Müttern hier. Da geht es dann zwar darum, wie viel Geld sie für mehrere Wochen brauchen, was passiert, wenn das Geld ausgeht. Es geht aber auch um kniffligere Fragen wie: Wie viel kostet im Zielland die Taxifahrt vom Flughafen und wie kommt man in Südamerika an Geld? Wir erklären dann Details wie beispielsweise, dass man dort lieber mit der Kreditkarte am Automaten abhebt. Unsere Mitarbeiter reisen selbst viel und auch ich empfehle dann schon mal ein Hotel mit einer besonders schönen Terrasse.

Der andere wichtige Teil der Kunden sind Touristen. Vor allem zu Oktoberfestzeiten geht es hoch her, Japaner, US-Amerikaner und Australier stehen dann hier Schlange - und auch wenn sie sich daheim schon erkundigt haben zu den Geldmodalitäten hier, haben sie oft noch kleinere Fragen. Manchmal wollen sie auch einfach wissen, wo man hier auf Stadtrundfahrt gehen kann - auch das erklären wir ihnen gern.

Was ich besonders spannend finde: Wir spüren das globale Wirtschaftsgeschehen in unseren Filialen oft noch ein wenig unmittelbarer. Als der Finanzcrash vor einigen Jahren war, kamen Menschen, die gezielt Währungen anderer Länder gekauft haben, vor allem nordeuropäische Währungen waren begehrt und beispielsweise auch Schweizer Franken. Auch als der Franken zu Beginn des Jahres abgestürzt ist, war bei uns plötzlich richtig viel los.

Natürlich hat sich das Geschäft seit der Euro-Einführung stark verändert, und auch die Möglichkeit, online Währungen zu besorgen, die wir ja auch anbieten, hat natürlich ihren Einfluss darauf. Ich glaube aber, dass viele Kunden den persönlichen Kontakt schätzen. Das merkt man daran, dass sie auch vorbeischauen nach einer Reise, um den Rest des Geldes zurückzutauschen. Dann erzählen sie uns, wie es war - und geben uns Reisetipps für die nächsten Kunden."

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: