Autozulieferer:Conti verteidigt seinen Sparkurs

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Conti steht für Reifen, aber das Unternehmen baut auch viele Teile, die nur im Verbrenner gebraucht werden. (Foto: Marc Mueller/Getty Images)

Der Konzern will aus Kritik lernen, die Strategie aber beibehalten.

Von dpa, Hannover

Continental-Chef Nikolai Setzer will Lehren aus der teils heftigen Kritik an den Stellenstreichungen und Schließungen in einigen Werken ziehen. "Natürlich gibt es immer Dinge, die man besser machen kann", sagte er der Nachrichtenagentur dpa im Rückblick auf die umstrittenen Entscheidungen. Aus diesen Erfahrungen könne auch das Management lernen. Insgesamt hält er die Abstimmungsprozesse, die größtenteils in die Zeit vor seinem Wechsel an die Unternehmensspitze fielen, jedoch für solide: "Wir waren so transparent, wie es in so einer komplexen Situation möglich war." Der Standort Deutschland bleibe überdies zentral für Conti.

Der Dax-Konzern hatte im vergangenen Jahr erklärt, dass sich manche Fabriken mittelfristig nicht mehr auslasten ließen. Für etliche Beschäftigte kam das überraschend. So sollte das Reifenwerk in Aachen zunächst bereits bis Ende 2021 dichtgemacht werden. Der Schritt löste Proteste aus: Die Gewerkschaften IG BCE und IG Metall fühlten sich nicht hinreichend einbezogen, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nannte das Vorgehen von Continental anfangs "kalten Kapitalismus". Die Hannoveraner steuerten nach.

Unter anderem erhielt Aachen eine "Gnadenfrist" für ein weiteres Jahr. Verhandlungen mit Belegschaftsvertretern ergaben dann, dass auf betriebsbedingte Kündigungen "wo immer möglich" verzichtet wird und eine kleine Gruppe auch 2023 noch dort bleibt. Außerdem sollen so viele Beschäftigte wie möglich für neue Jobs weiterqualifiziert werden. Auch an anderen Standorten laufen solche Programme.

Interne Umfragen zeigten, dass das Vertrauen der Belegschaft in das Unternehmen sehr hoch sei, betonte Setzer. Conti könne sich indes nicht von äußeren Entwicklungen lösen. "Wir haben in vielen Bereichen Geschäfte, die sich stark gewandelt haben, wie beispielsweise von analog zu digital - etwa bei den Displays im Auto", erklärte Setzer. "Wir haben einige Produkte, die schlichtweg wegfallen, wie beispielsweise analoge Geschwindigkeitsanzeigen. Wir sind einer Veränderung ausgesetzt, der wir uns nicht entziehen können. Im Gegenteil, wir gehen mit dem Markt. Das kann bedeuten, manchmal auch schmerzliche Entscheidungen zu treffen."

Die Strategie "Transformation 2019-2029" komme voran. Man führe die Gespräche zur weiteren Umsetzung "mit offenem Visier", so Setzer. "Bei allen Projekten haben wir tragfähige Lösungen mit unseren Sozialpartnern verhandelt. Das kann eine substanzielle Veränderung für Betroffene bedeuten." Der nach Bosch zweitgrößte deutsche Automobilzulieferer baut verstärkt das Geschäft mit Elektronik und Software aus. Aber auch das klassische Reifengeschäft, mit dem Conti einst groß wurde, hat für Setzer Potenzial - etwa bei sensorunterstützten, "smarten" Modellen.

© SZ vom 12.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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