Autoverleiher: Sixt gegen Europcar:Der Primus aus Pullach

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Ausgerechnet im Rekordjahr 2006 soll Sixt die Marktführerschaft in Deutschland verloren haben - so sieht das zumindest Hauptkonkurrent Europcar. Bei der Vorlage der Bilanz kontert Vorstandschef Erich Sixt.

Paul Katzenberger

Erich Sixt strotzt vor Selbstbewusstsein. Bei der Vorlage der Bilanz für 2006 übertrumpft sich der Mobilitätsunternehmer selbst mit einer Erfolgsmeldung nach der anderen.

Der Autovermieter sei inzwischen in mehr als 85 Ländern vertreten, einer der weltweit größten Fahrzeugeinkäufer und verfüge über eine starke Marke: "Unser Bekanntsheitsgrad in Deutschland liegt bei 85 Prozent - das ist für ein Dienstleistungsunternehmen enorm gut", schwärmt Sixt.

Auch die Geschäftszahlen können sich sehen lassen. Bereits Mitte März hatte Sixt erste Bilanzdaten bekanntgegeben, wonach sich der Umsatz aus dem Vermiet- und Leasinggeschäft sowie dem Autohandel um acht Prozent auf 1,44 Milliarden Euro erhöht habe.

Gewinn um ein Drittel gesteigert

Den Gewinn vor Steuern (EBT) steigerte die Sixt AG sogar um ein sattes Drittel auf 121,6 Millionen Euro.

In einem solchen Erfolgsjahr will sich der Vorstandschef dann auch nicht nachsagen lassen, die Marktführerschaft in Deutschland an den Konkurrenten Europcar verloren zu haben: "Wir sind mit Abstand der größte Autovermieter in Deutschland", sagt er gleich zu Beginn seiner Präsentation am Dienstag in München.

Das Thema ist sensibel: Die beiden Konkurrenten Sixt und Europcar beanspruchen derzeit beide die Marktführerschaft in Deutschland, seit der Europcar-Aufsichtsratschef Xavier Marin Mitte März gesagt hatte, dass sich sein Unternehmen bei Umsatz, Flottengröße und Zahl der Vermietungen in Deutschland vor Sixt sehe.

"Mit weitem Abstand vorne"

Zumindest für die Umsatzzahlen kann Erich Sixt allerdings klarstellen, dass er die deutsche Marktführerschaft wohl zu Recht für sich erhebt: "Wir haben im deutschen Autoverleihgeschäft 2006 etwa 664 Millionen Euro umgesetzt, während Europcar bei 532 Millionen Euro lag. Selbst wenn wir da den Umsatz der neuen Europcar-Tochter National Car Deutschland von etwa 30 bis 40 Millionen hinzuzählen, liegen wir mit weitem Abstand vorne", so der Unternehmenschef zu sueddeutsche.de.

Die Zahlen werden von Europcar sogar bestätigt: Auf Anfrage teilt das Unternehmen mit, dass der weltweite Umsatz 2006 zwar bei 1,47 Milliarden Euro lag und damit höher ausgewiesen wird als bei Sixt - im deutschen Autovermietgeschäft habe der Europcar-Umsatz aber tatsächlich nur bei 532 Millionen Euro gelegen, und damit unter den Erlösen von Sixt.

Für den Branchenanalysten Marc-Rene Tonn von MM Warburg ist die Frage der Marktführerschaft allerdings eher nebensächlich: "Es ist doch egal, wer da jetzt die Nase knapp vorne hat", sagt er zu sueddeutsche.de.

"Große Wettbewerbsvorteile"

Viel wichtiger sei, dass Sixt mit seinem hohen Marktanteil bei den Flughafenstationen von 35 bis 40 Prozent und seinen vielen Businesskunden nach wie vor große Wettbewerbsvorteile aufweise.

Auch Christian Obst von der Hypo-Vereinsbank bewertet das vergangene Geschäftsjahr für den Pullacher Autoverleiher positiv: "Sixt hat die Kosten immer gut im Griff behalten", betont der Experte.

Mit der Übernahme des Europageschäfts der US-Marken National Car und Alamo sei Europcar zwar eine chancenreiche Transaktion gelungen, vor allem weil der Markt derzeit von einem starken Konzentrationsprozess gekennzeichnet sei. "Doch die müssen jetzt erst einmal beweisen, dass sie ihr Geschäftsmodell übertragen können", mahnt Obst.

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