Autoindustrie:Feilschen ums Fortkommen

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Die Taxi-Lizenz hat einen hohen Wert: Die Personenbeförderung in Deutschland ist streng geregelt. (Foto: Paul Zinken/dpa)

Uber will BMW und Daimler den Taxi-Dienst Free Now abkaufen: Nun werden konkrete Zahlen genannt.

Von Max Hägler, München

Was tun mit der Taxi-Plattform Free Now? Diese Frage diskutieren in diesen Wochen die beiden Eigentümer BMW und Daimler - nun scheint ein konkretes Milliardenangebot auf dem Tisch zu liegen. Die zwei Autokonzerne beklagen seit Längerem die unattraktive Finanzsituation der Plattform, die Taxifahrten vermittelt. Zwar ist man in Europa damit Marktführer, doch der Bereich ist hoch umkämpft, es bedarf teurer Anreizprogramme, um Kunden zu gewinnen. Die Corona-Seuche hat die Nachfrage einbrechen lassen. Auf der anderen Seite hat der US-Fahrdienstleister Uber praktisch kaum Zugang zum streng geregelten Markt der Fahrdienste und will nun stattdessen seinen Kunden hierzulande Taxi-Leistungen vermitteln. Seit einiger Zeit laufen Gespräche zwischen den Dreien.

Nun will das Manager Magazin erfahren haben, dass Uber-Chef Dara Khosrowshahi BMW wie Daimler einen hohen dreistelligen Millionenbetrag als Kaufpreis anbietet - insgesamt ist von mehr als einer Milliarde Euro die Rede. Eine Bezahlung würde nach SZ-Informationen gegebenenfalls über Uber-Aktien vonstattengehen. Allerdings unterscheiden sich die Interessen der Eigentümer: Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht forderte jüngst, einen Verkauf der Taxi-Dienste wie auch des angegliederten Sharing-Dienstes Share Now in Betracht zu ziehen, da die Autobauer unter hohem Finanzdruck stünden. Auch Vorstandschef Ola Källenius betont stets, dass die Dienste finanziell auf eigenen Beinen stehen müssten - sein Blick ist hier kurzfristiger als jener bei Uber, die auf die Zukunft wetten. Tatsächlich hofft man in Stuttgart auf einen Abschluss des Deals bereits in den kommenden Tagen.

In München, bei BMW, herrscht zwar auch Sparzwang angesichts der Corona-Krise und der technologischer Transformation. Allerdings ist man hier verhaltener, hat wohl noch keinen endgültigen Beschluss gefällt, ob man vielleicht einen Anteil selbst behalten will. Zudem hört man in hier, dass die Mobilitätsdienste insgesamt zu betrachten seien: Urbane Räume würden immer schwieriger erreichbar durch Privatfahrzeugen, nicht zuletzt aus regulatorischen Gründen. Sharing wie Taxi-Dienste könnten insofern größere Bedeutung für die eigenen Autokunden bekommen - was gegen einen kompletten Verkauf der Dienste spricht.

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