Auto: Experte Dudenhöffer klagt an:Bremst Porsche die Legende Karmann aus?

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Auch späte Rache kann süße Rache sein: Der angeschlagene Cabriobauer Karmann büßt womöglich für eine erfolgreiche Klage gegen Porsche in den neunziger Jahren. Dies glaubt der renommierte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Paul Katzenberger

Der Cabriobauer und Fahrzeugbau-Veredler Karmann machte zuletzt durch die Ankündigung eines umfangreichen Stellenabbaus von sich reden.

Ein Teil der Schwierigkeiten Karmanns dürfte auch im Ausbleiben von Cabrio-Aufträgen durch Volkswagen begründet sein. Das behauptet der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: Die fehlenden Aufträge seien unter anderem auf einen alten Rechtsstreit zwischen Karmann und dem VW-Großaktionär Porsche zurückzuführen.

Karmann habe in den neunziger Jahren Porsche erfolgreich wegen eines Ideenklaus verklagt, sagte Dudenhöffer sueddeutsche.de. Dies erweise sich nun als Fehler. Nachdem Porsche mittlerweile größter Aktionär bei Volkswagen geworden sei, blockiere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking die Vergabe neuer Aufträge an das Osnabrücker Unternehmen, obwohl Karmann Cabrios viel günstiger herstellen könne als VW selbst.

Angebot schon abgenickt

So habe Volkswagenchef Martin Winterkorn das Angebot Karmanns zum Bau eines Golf Cabrio im Sommer grundsätzlich schon abgenickt, doch die Auftragsvergabe sei dann schließlich in dem von Porsche stark beeinflussten VW-Aufsichtsrat gescheitert.

Dies sei umso unverständlicher, als Porsche selbst sehr schlank aufgestellt sei und gerne bei Auftragsproduzenten fertigen lasse. Damit machten die Stuttgarter VW ja sogar vor, wie das eigene Kostenrisiko gering gehalten werden könne: "Der Porsche Cayman wird doch in weiten Teilen nicht bei Porsche in Stuttgart sondern bei Valmet Automotive in Finnland hergestellt. Warum Volkswagen von Porsche dabei gehindert wird, das Gleiche zu machen, verstehe ich nicht", sagte Dudenhöffer.

Lesen Sie auf Seite zwei, was Karman zu den Vorwürfen sagt.

Hinzu komme, dass Karmann wegen seiner Stellenabbaupläne sicher zu großen Zugeständnissen bereit sei, um an Aufträge zu gelangen: "Die haben derzeit doch ganz andere Kostenmöglichkeiten und Tarifstrukturen als ein Unternehmen wie VW", so Dudenhöffer.

Karmann will keine Stellungnahme abgeben

Ein Karmann-Sprecher wollte zu den Ausführungen Dudenhöffers keine Stellung nehmen: "Nach unserer Meinung kommt es bei der Auftragsvergabe in erster Linie auf Liefertreue, Qualität, Innovationskraft und Schnelligkeit an", sagte der Sprecher zu sueddeutsche.de. Wie vor diesem Hintergrund die Ausführungen Dudenhöffers zu bewerten seien, entziehe sich seiner Kenntnis.

Zudem wies der Sprecher darauf hin, dass Karmann derzeit durchaus noch Aufträge aus dem Volkswagen-Konzern habe. Zwar laufe die Bestellung des A4-Cabriolets im nächsten Jahr aus, doch die Produktion des Dachsystems für das New Beetle Cabrio werde auf absehbare Zeit bei Karmann durchgeführt, so der Sprecher.

1770 Stellen sollen gestrichen werden

Karmann hatte angekündigt, wegen fehlender Aufträge bis zum kommenden Jahr 1770 Stellen zu streichen. Im Werk Rheine sollen 900 der 1000 Arbeitsplätze bis zum dritten Quartal 2008 wegfallen.

Am Standort solle aber festgehalten werden. Im Osnabrücker Stammwerk sollen den Angaben zufolge innerhalb eines Jahres rund 870 Stellen gestrichen werden. Sollte es bis 1. Juli 2008 keinen Folgeauftrag geben, ist laut Karmann eine Schließung des Fahrzeugbaubereichs nicht ausgeschlossen.

Dudenhöffer sagte, ein neuer Fahrzeugauftrag für Karmann sei "die marktwirtschaftlichste Lösung, die man sich vorstellen kann". Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) müsse daher vermittelnd eingreifen, um den drohenden Abbau der fast 1800 Stellen bei Karmann zu verhindern.

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