Ausgliederung von T-Service:Verdi droht Telekom mit Streik

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Die Sparpläne bei der Telekom könnten bis zu 60.000 Mitarbeiter betreffen - das will die Gewerkschaft so nicht hinnehmen.

Caspar Dohmen

Bei der Deutschen Telekom stehen die Zeichen auf Sturm: Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi droht mit Streik, falls die neue Untergesellschaft T-Service wie geplant ausgegliedert wird. Von der Organisationsänderung wären nach Berechnungen der Gewerkschaft deutlich mehr Mitarbeiter betroffen als bisher angenommen.

Die Pläne der Deutschen Telekom 60.000 Mitarbeiter in eine Servicegesellschaft auszugliedern, kritisiert Verdi heftig. (Foto: Foto: ddp)

''Das könnte sich in Richtung 60.000 Mitarbeiter entwickeln'', sagte der Gewerkschafter und stellvertretende Vorsitzende des Telekom-Aufsichtsrats, Lothar Schröder, am Donnerstag in Bonn. Bislang hatte die neue Telekom-Spitze um Vorstandschef René Obermann davon gesprochen, dass mindestens 45.000 der noch 160.000 Mitarbeiter in konzerneigene Gesellschaften verlagert werden sollen.

Weitere Ausgliederungen

Nach Gewerkschaftsangaben sollen auch Mitarbeiter aus dem organisatorischen Bereich und der Verwaltung von Service und Technik in die neue Gesellschaft wechseln. Bisher sei nur die Rede von Mitarbeiter mit Kundenkontakt gewesen.

Zudem wolle die Telekom den gesamten Kundenservice der Mobilfunktochter T-Mobile mit 2700 Beschäftigten ausgliedern. Darüber sind die Gewerkschafter besonders verärgert. Den Mitarbeitern sei vor neun Monaten versprochen worden, dass sie vor Ausgliederungen sicher seien, sagte der Gewerkschafter und Aufsichtsratsvize von T-Mobile, Ado Wilhelm. Nur deshalb hätten die Beschäftigten einer Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen zugestimmt.

Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit

Die Telekom konterte scharf. ''Die Zahlen der Gewerkschaft Verdi sind aus der Luft gegriffen'', sagte eine Sprecherin, ohne allerdings selbst eine konkrete Zahl zu nennen. Von der Bildung der neuen Servicegesellschaft verspricht sich die Telekom eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, weil die Mitarbeiter dort länger und zu günstigeren Konditionen arbeiten sollen.

Der für den gesamten Servicebereich zuständige Telekom-Vorstand Timotheus Höttges hatte betont, dass es darum gehe, auf diese Weise Beschäftigung im Konzern zu halten. Dagegen ist in den Augen der Gewerkschaft Verdi die Bildung der neuen Servicegesellschaft ein erster Schritt in Richtung einer Zerschlagung des Konzerns.

Problem: Informationstechnologien

Sowohl die Telekom als auch die Gewerkschaft wollen den Service des Unternehmens verbessern. Als Hauptursache für den mangelhaften Service sieht Verdi allerdings nicht die Bezahlung der Mitarbeiter, sondern die Probleme in der firmeneigenen Informationstechnologie an.

''Da wurden bei T-Mobile schon Produkte beworben, die es noch gar nicht gab'', sagte der Gewerkschafter Wilhelm. Zudem seien Mitarbeiter vor dem Start neuer Produkte nicht geschult worden. Es werde allerdings lange dauern, diese Mängel zu beheben.

Langzeitarbeitszeitkonten als Lösungsvorschlag

''Die Bezahlung in den Callcentern ist angemessen'', sagte Schröder, der gleichwohl einräumte, dass Verdi künftig bei anderen Callcenter-Betreibern auf höhere Löhne dringen wolle. Als falsch wies Schröder Berechnungen zurück, nach denen die Kosten in den Servicebereichen der Telekom um 30 bis 50 Prozent höher lägen als bei der Konkurrenz.

Um die Flexibilität zu verbessern schlägt Verdi vor, Langzeitarbeitszeitkonten einzurichten. So könnten Mitarbeiter etwa Arbeitszeit für eine Frühpensionierung ansparen. Für das Unternehmen hätte dies den Vorteil, dass zunächst keine Kosten anfielen. ''So könnten Arbeitszeitspitzen aufgefangen werden'', sagte Schröder. Die Reaktion der Telekom auf das Angebot nannte er enttäuschend.

Überrascht zeigte sich Schröder, dass die derzeit von der Telekom an die Bundesagentur für Arbeit ausgeliehenen Beamten nicht dauerhaft übernommen werden sollen. Er sei von einer stabilen Verabredung zwischen Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) und der Telekom ausgegangen, sagte Schröder. In einem Brief hatte Müntefering der Telekom kürzlich mitgeteilt, dass die Mitarbeiter nicht geschlossen übernommen werden sollen.

Mehr Unterstützung der Bundesregierung erwünscht

Zudem forderte Verdi mehr Unterstützung von der Bundesregierung, wenn es um den Erhalt von Arbeitsplätzen bei der Telekom gehe. Angesichts der Verkaufsabsichten der Bundesregierung dränge sich der Eindruck auf, dass diese vor allem an einem hohen Aktienkurs interessiert sei.

Der Bund ist mit mehr als 30 Prozent immer noch der größte Aktionär bei dem ehemaligen Monopolisten. Die Bundesregierung würde aber gerne weitere Anteile verkaufen.

Am kommenden Mittwoch sitzen alle Kontrahenten zusammen. Dann stellt Telekom-Chef Obermann dem Aufsichtsrat die neue Strategie vor. Draußen wird wohl protestiert werden: Verdi erwartet etwa 10.000 Demonstranten.

© SZ vom 23.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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