Auf Sanierungskurs:Siemens prüft Zerschlagung der größten Sparte

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Siemens-Chef Klaus Kleinfeld glaubt offenbar kaum noch daran, dass die Kommunikationssparte (COM) des Konzerns die angepeilten Renditeziele erreichen kann. Er ist nicht bereit, dies hinzunehmen.

Markus Balser

Der Technologiekonzern Siemens führt Gespräche über die Zerschlagung seiner angeschlagenen Kommunikationssparte (COM). Nach Informationen aus Unternehmenskreisen strebt der Konzernvorstand Partnerschaften für einzelne Felder an. Ein Komplettverkauf sei nicht geplant, hieß es.

Telefonproduktion in Leipzig. (Foto: Foto: AP)

Klaus Kleinfeld forciert die Sanierung des Kommunikationsgeschäfts. Der Siemens-Chef, der sein Schicksal beim Amtsantritt vor einem Jahr an das Erreichen hoher Margenziele in allen Geschäftsbereichen bis 2007 geknüpft hatte, hält es offenbar kaum noch für möglich, die größte Konzernsparte aus eigener Kraft in den gewünschten Renditekorridor zu führen.

Der Bereich, der am Gesamtumsatz einen Anteil von etwa 17 Prozent hat, müsste seine Marge von 3,5 Prozent im vergangenen Jahr bis Mitte nächsten Jahres auf acht bis elf Prozent steigern. Branchenexperten halten dies kaum für möglich.

DWS erhöht den Druck

Zuletzt hatte auch die zur Deutsche-Bank-Gruppe gehörende größte deutsche Fondsgesellschaft DWS den Druck erhöht und eine Abspaltung der gesamten Kommunikationssparte empfohlen.

Den dringendsten Handlungsbedarf sieht die Siemens-Führung offenbar im Geschäft mit Firmenkunden (Enterprise-Geschäft). Den Informationen zufolge will der Zentralvorstand das Geschäftsfeld in eine Partnerschaft einbringen. Erste Verhandlungen seien bereits geführt worden. Zu konkreten Ergebnissen aber sei es noch nicht gekommen.

Vor Weihnachten habe COM-Chef Thomas Ganswindt zudem Verhandlungen mit dem finnischen Handy-Weltmarktführer Nokia über ein viel weit reichenderes Joint-Venture geführt. Dabei sei es auch um die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für den Netzwerkbereich gegangen.

Gespräche mit Nokia geplatzt

Nach Angaben aus Unternehmenskreisen wurden die Gespräche jedoch erfolglos beendet, weil Nokia lediglich Interesse am lukrative Geschäft mit Mobilfunknetzen, nicht aber am Festnetzgeschäft gehabt habe.

Siemens war am Mittwoch für eine Stellungnahme zu den Plänen um das Kommunikationsgeschäft zunächst nicht zu erreichen. "Einen Gesamtverkauf der Sparte wird es wohl nicht geben", sagten mit der Situation vertraute Kreise am Mittwoch. Einzelne Partnerschaften für Geschäftsgebiete aber seien sehr wahrscheinlich.

Auch das bereits abgespaltene Geschäft mit Schnurlostelefonen und anderen Endgeräten soll in andere Hände übergehen. Kleinfeld hatte das Geschäftsfeld bereits im vergangenen Herbst in die eigenständige Tochter SHC ausgegliedert. Nun werde bei SHC unter anderem über einen Management-Buy-out nachgedacht, berichtet das Manager-Magazin.

Siemens-Chef Klaus Kleinfeld hat mit der Trennung vom defizitären Handygeschäft und der Zerschlagung des IT-Dienstleisters SBS bereits deutlich gemacht, dass er Abweichungen von den Renditezielen nicht dauerhaft duldet.

Außerordentliche Erträge

Der angeschlagene Bereich COM hatte im vergangenen Quartal nur wegen des Verkaufs der Beteiligung am US-Netzwerkunternehmen Juniper schwarze Zahlen geschrieben. Zum Jahresauftakt war der Gewinn der Kommunikationssparte von 372 (gleiches Vorjahresquartal) auf 323 Millionen Euro gefallen.

Der Einmaleffekt durch den Aktienverkauf spülte 356 Millionen Euro in die Siemens-Kassen. Er machte damit die Restrukturierungskosten von 144 Millionen Euro mehr als wett.

Erst Ende 2004 zusammengelegt

Das Geschäftsfeld Kommunikation war bei Siemens erst Ende 2004 durch das Zusammenlegen von Festnetz- und Mobilfunkgeschäft entstanden. Auch die defizitäre Handy-Sparte, die der Konzern im vergangenen Jahr an den südkoreanischen BenQ-Konzern abgegeben hatte, gehörte zur COM-Sparte.

Die Produktion von Handys der Marke BenQ Mobile in Deutschland ist allerdings gefährdet. Ob und in welchem Umfang die einstige Siemens-Mobilsparte noch im Inland fertigen werde, hänge von Verhandlungen mit den Gewerkschaften ab, hatte Benq-Mobile-Chef Clemens Joos zu Wochenbeginn auf der Branchenmesse 3GSM in Barcelona gesagt.

Verhaltene Reaktion an der Börse

Die Börse reagierte am Mittwoch verhalten auf die Nachrichten. Während der Dax um sein Vortagesniveau pendelte, legten die Papiere von Siemens zeitweise rund 1,6 Prozent zu.

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