Audi:Alles nicht so tragisch?

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Rupert Stadler ist bereits seit zehn Jahren Chef von Audi und soll nicht in der Dieselaffäre involviert sein. (Foto: Reuters)

Trotz Razzia: Aufsichtsrat entlastet Audi-Chef Stadler. Nach drei internen Zusammenkünften ist er stärker als zuvor.

Von Max Hägler, München

Es machte keinen ganz guten Eindruck auf die Öffentlichkeit: Am Tag der großen Jahresbilanz von Audi, zwei Wochen ist das her, war die Staatsanwaltschaft München 2 beim Autohersteller zur Razzia vorgefahren. Wie sehr ist Audi in den Dieselskandal verstrickt? So lautet die Arbeitsfrage, die nach allem, was bislang bekannt ist, wie folgt beantworten werden kann: ziemlich. Doch der seit einem Jahrzehnt amtierende Chef Rupert Stadler trägt nach Meinung der Aufsichtsräte keine Mitschuld. Nach insgesamt drei eher herausfordernden internen Zusammenkünften in 24 Stunden ist der angeschlagene Manager damit eher wieder gestärkt. Man schlage der Hauptversammlung die Entlastung der meisten Vorstandsmitglieder für das Geschäftsjahr 2016 vor, teilte das Audi-Kontrollgremium am Mittwoch mit. Man vertraue, dass der Vorstand das Unternehmen Audi weiter erfolgreich entwickeln werde. Der Aufsichtsrat habe dies entschieden "auf Basis einer umfassenden rechtlichen Prüfung".

Denn nicht nur die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Audi; auch private Sonderermittler haben in den vergangenen Monaten Akten gesammelt sowie Zeugen und mutmaßliche Betrüger vernommen: Im Auftrag von Audis Konzernmutter Volkswagen hat die Kanzlei Jones Day diese Arbeit gemacht. Auch dort durchsuchte letzthin übrigens die Staatsanwaltschaft Büros, um an den reichen Wissensschatz zu kommen. Das passt dem Auftraggeber nicht, der dagegen gerade Beschwerde beim Amtsgericht München eingelegt hat.

Jedenfalls hat die Kanzlei Gleiss Lutz die Erkenntnisse analysiert, die ihre Kollegen von Jones Day ausgegraben haben. Und eben festgestellt: Alles weitgehend gut, kein Anlass zu Misstrauen. Zumindest nach heutigem Stand, denn die Untersuchungen dauern weiter an. Nur die Entlastung des ehemaligen Entwicklungsvorstandes Stefan Knirsch wurde verschoben; die von Audi beauftragten Prüfer hatten im vergangenen Jahr den Verdacht geäußert, Knirsch habe möglicherweise von den Motor-Betrügereien gewusst.

Bereits am Vortag hatte der Aufsichtsrat der Konzernmutter VW weitgehend gleichlautend entschieden - dem Vernehmen nach ebenfalls einstimmig: Entlastung auch dort. Wobei dies mehr symbolischen Charakter hat und Staatsanwälte nicht bindet oder spätere Schadenersatzforderungen verhindert. In den Aufsichtsräten sind unter anderem die dominierenden Eigentümerfamilien Porsche und Piëch vertreten, aber auch Gewerkschafter und Manager aus dem großen Konzern.

Einer der Arbeitnehmervertreter, Betriebsratschef Peter Mosch, hat am Mittwochnachmittag dann das mit der Entlastung bei der Betriebsversammlung in Ingolstadt vor 7000 Mitarbeitern erklärt - und es gab dem Vernehmen nach keine großen Unmutsäußerungen gegen Stadler.

Allerdings hat Mosch dabei die Unternehmensleitung offenbar auch sehr eindringlich zur völligen Kooperation mit der Staatsanwaltschaft aufgefordert, damit sich die Dinge schnell klären und dann rasch wieder Ruhe einkehre. Denn nur dann könne man in Ingolstadt wirklich gute Autos bauen. Und zwar künftig, das ist ebenfalls eine Betriebsratsforderung, auch Elektroautos, damit die Jobs gesichert seien.

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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