Atomenergie:Spaltung im Kern

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Siemens beschließt den Ausstieg aus dem Atomgeschäft mit der französischen Areva. Intern galt das Ende der Kooperation schon längst als besiegelt.

Markus Balser

Schon die Einladung signalisierte den Siemens-Aufsichtsräten entscheidende Veränderungen. Einen Tag vor der Hauptversammlung an diesem Dienstag in München trommelte der Konzern am Montag seine Kontrolleure zur Sondersitzung in der Zentrale zusammen.

Siemens will sich zwar aus dem deutsch-französischen Gemeinschaftsunternehmen Areva zurückziehen, nicht aber aus dem lukrativen Atom-Geschäft. (Foto: Foto: AFP)

Einziges Thema auf der überschaubaren Agenda: Der Ausstieg aus dem deutsch-französischen Atom-Gemeinschaftsunternehmen Areva NP.

Zunächst schwiegen die Konzernstrategen zu allen Spekulationen. Doch nach der Sitzung am Montagabend teilten sie mit: Siemens steigt beim französischen Atomkonzern Areva aus. Die Gesellschaftervereinbarung für das Gemeinschaftsunternehmen Areva NP soll mit Wirkung spätestens zum 30. Januar 2012 gekündigt werden. Dazu erteilte der Aufsichtsrat seine Zustimmung.

Damit ist das Ende der holprigen Kooperation beschlossen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hatte der Vorstand den Ausstieg auf einer Sitzung am Freitag besiegelt.

Nun gehe es um die Details der Vertragsauflösung, heißt es aus dem Unternehmen. "Und die birgt viele Gefahren", warnt ein Aufsichtsrat.

Konzern will die Seiten wechseln

Siemens-Emissäre sollen nun in Paris vor allem gegen eine Klausel vorgehen, die es den Münchnern für acht Jahre verbietet, Areva Konkurrenz zu machen.

Denn Siemens will sich keineswegs aus dem lukrativen Atomgeschäft zurückziehen. "Der Konzern wird nur die Seiten wechseln", verlautet aus dem Aufsichtsrat weiter - und sich so ein größeres Stück vom Kuchen sichern, als die Areva-Beteiligung erlaubt.

Die seit 2001 bestehende Kooperation zwischen Siemens und Areva umfasst den Bau von Atomreaktoren und die Kerntechnik. Als Junior-Partner mit einer Beteiligung von 34 Prozent fehlt es dem deutschen Konzern an unternehmerischen Gestaltungsmöglichkeiten und Mitspracherechten. Deutlich wird dieses Problem beim Bau des finnischen Reaktors Olkiluoto. Verzögerungen bei dem Projekt haben den Elektrokonzern bereits viel Geld gekostet.

Partnerschaft mit den Russen geplant

Siemens-Emissäre sollen nun in Paris vor allem gegen eine Klausel vorgehen, die es den Münchnern für acht Jahre verbietet, Areva Konkurrenz zu machen.

Denn Siemens will sich keineswegs aus dem lukrativen Atomgeschäft zurückziehen. "Der Konzern wird nur die Seiten wechseln", verlautet aus dem Aufsichtsrat weiter - und sich so ein größeres Stück vom Kuchen sichern, als die Areva-Beteiligung erlaubt.

Die seit 2001 bestehende Kooperation zwischen Siemens und Areva umfasst den Bau von Atomreaktoren und die Kerntechnik. Als Junior-Partner mit einer Beteiligung von 34 Prozent fehlt es dem deutschen Konzern an unternehmerischen Gestaltungsmöglichkeiten und Mitspracherechten.

Deutlich wird dieses Problem beim Bau des finnischen Reaktors Olkiluoto. Verzögerungen bei dem Projekt haben den Elektrokonzern bereits viel Geld gekostet.

Siemens-Anteil wird auf zwei Milliarden geschätzt

Nun will Siemens selbst den Ausstieg beschleunigen.

Die vertraglich festgelegte Trennungsfrist von drei Jahren sei nicht mehr in Stein gemeißelt, hieß es am Montag aus dem Unternehmen. Nachdem der Aufsichtsrat dem Ausstieg zugestimmt hat, winken dem Konzern Milliardeneinnahmen. Den Siemens-Anteil an der Areva-Tochter schätzen Aufsichtsräte auf mindestens zwei Milliarden Euro.

Der internationale Markt für Atomtechnik gilt in vielen Chefetagen als vielversprechendes Geschäft. Bis 2030 ist weltweit der Bau von mehr als 400 neuen Atomkraftwerken geplant.

© SZ vom 27.01.2009/iko/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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