Apple stellt Neuheiten vor:Jobs schnürt Rundum-sorglos-Paket

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Apple macht auf all-inclusive: Mit dem Dienst iCloud speichert es die Daten seiner Nutzer auf seinen Unternehmensservern, auch andere Neuerungen sollen die Kunden an das Mini-Universum des Konzerns binden.

Überblick.

Wer auf das iPhone 5 hoffte, wurde enttäuscht: Keine neuen Geräte, dafür eine ganze Reihe Softwareneuerungen präsentierte Apple auf der Entwicklerkonferenz WWDC. Eine neue Version der Betriebssysteme für Mac und iPhone/iPad, sowie den Datenspeicherdienst iCloud stellten die Verantwortlichen in San Francisco vor.

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Der kranke Apple-Gründer Steve Jobs stieg selbst für eine halbe Stunde auf die Bühne, um für die neuen Programme zu werben. Doch was steckt jenseits des üblichen Apple-Hypes hinter den Neuheiten? Ein Überblick.

[]Apples Welt ist endlich kabellos: Bislang waren Apple-Nutzer genervt, ihre mobilen Geräte nur über iTunes in Betrieb nehmen zu können. Das fällt nun weg: Wer iPhone, iPad oder iPod aktivieren möchte, kann dies nun per Wlan oder UMTS-Verbindung tun. Jenseits solcher Selbstverständlichkeiten soll allerdings auch die Synchronisierung mehrerer Geräte künftig kostenlos über das Netz möglich sein - mit Hilfe von iCloud.

[]Mobile Me wird iCloud: Wer E-Mail, Kontakte und Kalender auf PC, Mac, iPad und iPhone stets auf einem Stand haben wollte, musste dafür bislang 79 Euro pro Jahr zahlen. Dieser Mobile Me genannte Dienst, der zudem mit dem Verlust von Nutzerdaten für Negativschlagzeilen sorgte, wird nun eingestellt und von iCloud abgelöst.

Dieses System ermöglicht die Synchronisierung der Daten künftig kostenlos, zudem nutzen Apple-Kunden künftig das Datenzentrum des Unternehmens: Sämtliche bei iTunes gekaufte Songs, Bücher und Apps sowie hochgeladene Fotos werden auf Apple-Servern gespeichert und sind kostenlos auf bis zu zehn Geräten verfügbar. Kunden erhalten dazu für weitere Dateien fünf Gigabyte kostenlosen Speicher. Für den neuen Speicherdienst hatte Apple extra für eine Milliarde Dollar ein Rechenzentrum in North Caroline bauen lassen.

Die Folge: Wer sein iPhone verliert, kann all seine Daten künftig automatisch auf ein neues Gerät herunterladen - gibt damit aber auch sein komplettes Profil in die Hände von Apple.

[]Apple ordnet die MP3-Sammlung: Musik spielt bei iCloud eine tragende Rolle. Neben der Möglichkeit, Songs auf alle Geräte zu laden, bietet Apple für 24,99 Dollar im Jahr die Funktion "iTunes Match" an. Wer Lieder nicht bei iTunes gekauft, sondern zum Beispiel von einer CD übertragen hat, kann diese trotzdem in die Wolke laden - eine Software sucht dann die entsprechenden Informationen und ordnet sie den MP3s zu. Einen ähnlichen Dienst bietet auch Amazon an, dieser kostet dort jedoch für 5000 Songs 50 Dollar. Wann "iTunes Match" in Deutschland startet, ist aufgrund der ungeklärten Rechtelage noch nicht bekannt.

[]Ende der Verpackung: Ab Juli ist das neue Mac-Betriebssystem OS X 10.7, "Lion" genannt, erhältlich - allerdings offenbar exklusiv im Mac App Store als Download. Das bedeutet: Das Betriebssystem ist direkt mit persönlichen Daten des Käufers verknüpft. "Ein Betriebssystem, dass an einen persönlichen Account gebunden ist, der per Kreditkarte identifiziert wurde. MS (Microsoft, Anm. d. Red.) wäre dafür gelyncht worden" kommentiert ein Nutzer bei Twitter.

[]Preiswerter Löwe: Das Lion-Betriebssystem kostet nur noch 29 Euro - und ist somit um einiges preiswerter als Windows für PCs. Es ermöglicht Multitouch-Gesten über das Magic Trackpad, eine bessere Prozessverwaltung über den Task-Manager "Mission Control" und eine übersichtlichere E-Mail-Verwaltung durch eine neue Version von "Mail".

[]Aufpoliertes iOS: Das mobile Betriebssystem für iPhone, iPad und iPod erhält ein paar kleine Neuerungen. Die wichtigsten: Die Benachrichtigungen von Apps werden in einem einzigen Fenster gebündelt, mit dem Messenger-Programm iMessage können sich Besitzer von iOS-Geräten sich künftig Nachrichten und Dateien schicken, die Reader-Funktion des Safari-Browsers, mit deren Hilfe Werbung und andere Störelemente aus Webseiten ausgeblendet werden, wird nun auch mobil freigeschaltet.

Die Reaktionen auf die Software-Neuvorstellungen sind verhalten positiv. Viele Funktionen, die Apple als neu preist, bieten andere Systeme bereits länger. Mit iCloud geht das Unternehmen einen anderen Weg als Google, wie auch John Gruber vom Blog Daring Fireball anmerkt: Der US-Suchkonzern will möglichst viel Rechenkraft ins Internet und auf Firmenserver verlagern, bei Apple dient die "Cloud" dazu, Nutzer keinen Übergang mehr zwischen den Geräten spüren zu lassen.

Dafür müssen Nutzer allerdings Vertrauen haben, dass ihre Daten bei diesem Unternehmen gut aufgehoben sind - und sich bewusst sein, dass sie immer weiter in Apples geschlossenes Universum gezogen werden.

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