Anleihen:Wenn die hohe Rendite lockt

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Dämmerung am Hauptsitz der Nord-LB in Hannover: Die Bank leidet immer noch an faulen Schiffskrediten, die Kapitalbasis ist schwach. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Nachranganleihen von Banken wie der Nord-LB bergen Risiken.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Es ist eine Geldanlage, die Begehrlichkeiten weckt - zumindest auf den ersten Blick: So genannte Nachranganleihen der hannoverschen Landesbank Nord-LB gibt es derzeit mit einer vergleichsweise hohen Rendite. So bringt eine Anleihe mit einer Laufzeit bis Oktober 2023 rund 5,9 Prozent Rendite pro Jahr. Weil die Nord-LB derzeit in einer Krise steckt und ihre Zukunft mithin unsicher ist, war der Kurs der Papiere zuletzt stark gefallen. Entsprechend hoch rentieren die Anleihen und entsprechend lukrativ wirken sie, noch dazu, wenn man sie mit den mickrigen Zinsen für Bundesanleihen oder Tagesgeld vergleicht. Außerdem ist die Sache auch noch in einer für Privatanleger zugänglichen Stückelung von 1000 Euro zu haben.

Sparer mit normalem Risikoappetit sollten um solche Papiere von Banken trotzdem einen Bogen machen. Schließlich gilt auch für diese Wertpapiere die Regel, dass man nur in Dinge investieren soll, die man halbwegs versteht. Die Risiken von Bank-Nachranganleihen aber hängen längst nicht nur vom Zustand des Instituts ab, dem man sein Geld leiht, sondern auch von politischen und regulatorischen Entscheidungen. Zunächst aber sollte man wissen: Besitzer von Nachranganleihen sind rechtlich schlechter gestellt als die herkömmlicher Anleihen. Geht die Bank oder das Unternehmen, welches das Papier ausgegeben hat, pleite, werden die Inhaber der Titel erst nach den übrigen Gläubigern entschädigt - und auch nur dann, wenn überhaupt noch etwas zum Verteilen da ist.

Zudem unterliegen Bank-Nachranganleihen politischen Risiken, die nur schwer einzuschätzen sind. Als Landesbank gehört die Nord-LB dem Land Niedersachsen und den Sparkassen. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass diese die Landesbank einfach fallenlassen. Das Institut aber hat ein wichtiges Problem noch nicht gelöst: Faule Schiffskredite haben die Nord-LB in Schieflage gebracht. Land und Sparkassen suchen schon länger als ein Jahr nach Wegen, die Kapitalbasis der Bank zu stärken. Wahrscheinlich werden sich Sparkassen und Land, oder auch zwei Finanzinvestoren zusammen tun, und Geld nachschießen.

In so einer Gemengelage ist es möglich, dass auch die Inhaber von Nachranganleihen einen Beitrag zur Sanierung leisten müssen. Die neuen Bankenregeln sehen ausdrücklich vor, dass bei Schieflagen nicht nur Steuerzahler einspringen müssen. Stefan Wenzel, haushalts- und finanzpolitischer Sprecher der Grünen im niedersächsischen Landtag, sagt: "Wenn der Sanierungsbedarf das Eigenkapital der Aktionäre übersteigt, dürfen auch die stillen Gesellschafter und weitere Nachrang-Kapitalgläubiger nicht geschont werden." Privatanleger müssen daher Verluste in Kauf nehmen können, wenn sie diese Anleihen haben wollen.

© SZ vom 29.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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