Anleger:Bei Krise:  Gold

Lesezeit: 2 min

Der Preis für Gold klettert über 1600 Dollar je Feinunze - der höchste Wert seit 2013. Die Gründe sind der Irankonflikt und die Nullzinspolitik.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Gold gilt unter Anlegern als "sicherer Hafen" in Krisenzeiten. (Foto: ./dpa)

Der iranische Raketenangriff auf US-Ziele im Irak hat an den Finanzmärkten den üblichen Reflex ausgelöst: die Anleger kauften Gold. Der Preis für die Feinunze stieg am Mittwoch vorübergehend über 1600 Dollar. So teuer war das Edelmetall seit 2013 nicht mehr. Gold gilt in unsicheren Zeiten als Fluchtwährung. Durch die Unruhe im Mittleren Osten ist die Nachfrage seit Jahreswechsel besonders stark. Spekulanten und Hedgefonds haben ihre Wetten platziert. Sie setzen auf einen weiteren Preisanstieg. Der Goldpreis hat sich seit 2015 um rund 500 Dollar je Feinunze erhöht. Setzt sich der Anstieg fort? Wovon hängt das ab?

Anleger sollten zwischen kurzfristigen und langfristigen Preisausschlägen am Goldmarkt unterscheiden. Kurzfristig reagiert der Wert des Edelmetalls vor allem auf militärische Konflikte. Zum Ausbruch der beiden Golfkriege und auch nach den Terroranschlägen auf die USA im September 2001 zogen die Preise des Edelmetalls an, zitiert das Wall Street Journal den Rohstoffanalysten von Goldman Sachs, Jeffrey Currie. Allerdings seien diese Preisaufschläge nicht von langer Dauer gewesen. Seine Erklärung: Die Wirtschaft habe unter diesen Attacken nicht dauerhaft gelitten. Der Goldpreis würde nur dann langfristig steigen, wenn sich die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft nachhaltig eintrüben würden.

Nun ist es aber so, dass der Goldpreis seit Jahren steigt, obwohl die Weltwirtschaft in dieser Periode ordentlich gewachsen ist. Dafür gibt es eine Erklärung: Hintergrund ist die lockere Geldpolitik der Zentralbanken. "Früher sagte man, Gold bringt keine Zinsen. Doch heute muss man sagen: Gold kostet keine Zinsen", sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst der Commerzbank. Er meint: "Die Nullzinspolitik der westlichen Zentralbanken hat dazu geführt, dass Investoren mehr Gold kaufen." Das erkläre auch den Preisanstieg 2019.

Investoren wägen immer ab. In Hochzinszeiten stecken sie einen Teil ihres Geldes in sichere Staatsanleihen und kassieren den sicheren Zins. Gold steht in diesen Phasen vergleichsweise schlecht da, weil es keinen Zins abwirft. Doch inzwischen rentieren viele Staatsanleihen negativ. Es drohen Verluste. Deshalb können Investoren die Papiere nicht mehr nur über die ganze Laufzeit halten, sondern müssen sie täglich an den Börsen handeln, um Kursgewinne zu erzielen und doch noch etwas Gewinn zu machen.

Das Geschäft mit den Schuldscheinen ist daher heute mühsamer und riskanter als in Zeiten, als die Leitzinsen weit im positiven Bereich lagen. Diese Ausgangslage macht den Kauf von Gold attraktiver. Auch der Wechselkurs spielt am Edelmetallmarkt eine Rolle. Die jüngste Schwäche des Dollar gegen den Euro erhöhte teils die Nachfrage aus dem Euro-Raum für das in Dollar gehandelte Edelmetall, was in der Folge dazu führte, dass die Feinunze Gold in Euro umgerechnet inzwischen den höchsten Wert aller Zeiten erreicht hat.

Der Besitz von Gold übt auf viele Menschen bis zum heutigen Tag eine große Faszination aus. Das Edelmetall war in der Menschheitsgeschichte aufgrund seiner Knappheit lange Zeit ein gängiges Zahlungsmittel. Heute lagert man Gold in Form von Barren und Münzen im Tresor, als Rücklage für schlechte Zeiten. Zum Höhepunkt der Finanzkrise 2008/2009 standen die Leute Schlange vor den Geldhäusern, um Gold zu kaufen, das damals bei 750 Dollar notierte. Entsprechend erhöhte sich der Preis für das Edelmetall in den Folgejahren deutlich. Die Hausse dauerte bis 2011. Damals erreichte der Preis für die Unze Feingold mit 1900 Dollar den bisherigen Höchststand.

© SZ vom 09.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: