Angebot der Regierung abgelehnt:Flowers provoziert Enteignung

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Christopher Flowers, der auf Millionen Aktien der Krisenbank HRE sitzt, will nicht verkaufen. Unterdessen werden neue Milliardenlöcher bekannt.

Neue Runde im Pokerspiel: Der amerikanische Investor Christopher Flowers, der gemeinsam mit Partnern knapp 22 Prozent an der Hypo Real Estate (HRE) hält, hat wie erwartet das Übernahmenangebot des Bundes ausgeschlagen. In einer Erklärung heißt es: "J.C. Flowers ist weiterhin davon überzeugt, dass die HRE-Aktie werthaltiger ist als 1,39 Euro." Diesen Preis hatte der Bund angeboten, mehr sind die Aktien derzeit an der Börse nicht wert.

Christopher Flowers hatte sich den Einstieg bei der HRE rund eine Milliarde Euro kosten lassen. (Foto: Foto: Reuters)

Der Bund strebt eine Komplettübernahme der HRE an, um bereits geleistete Hilfen von über 100 Milliarden Euro abzusichern, aber auch um zu verhindern, dass Altaktionäre - als "Trittbrettfahrer" - von den Hilfen profitieren.

Bei einer Hauptversammlung der HRE am 2. Juni will der Bund daher zunächst 90 Prozent der HRE-Anteile übernehmen. Dies soll im Rahmen einer Kapitalerhöhung geschehen, von der Altaktionäre ausgeschlossen sind und an der lediglich der Bund teilnimmt. Insgesamt muss der Bund dafür 5,6 Milliarden Euro in die Hand nehmen. In einem zweiten Schritt könnte er dann über ein so genanntes "Squeeze-out" - also einen Zwangsausschluss der Restaktionäre - zum alleinigen HRE-Eigentümer aufsteigen.

Gelingt das nicht, will der Bund Flowers und die anderen Aktionäre per Gesetz enteignen. Doch auch das ist riskant. Nach eigenen Angaben prüft der US-Investor bereits alle Optionen, um gegen Enteignung oder Squeeze-out zu klagen. Er beruft sich auf Gutachten von "namhaften" Rechtsprofessoren, die die Rechtmäßigkeit des vom Bund erlassenen Finanzmarktstabilisierungsbeschleunigungsgesetzes bezweifeln.

Spiel auf Zeit

Dafür gibt es nach Flowers einen einfachen Grund: Banken, die Anteile an der HRE halten, werden dem Gesetz zufolge nicht enteignet oder zum Verkauf gedrängt. Eine Klage gegen die Enteignungspläne würde die Pläne des Bundes durchkreuzen, die HRE schnell zu verstaatlichen. Schlimmer noch: Die HRE könnte durch die Verzögerung und das ausbleibende Geld vom Staat finanziell so stark in Gefahr geraten, dass sie erneut zu kollabieren droht.

Flowers spekuliert darauf, dass der Bund dieses neue Risiko für das weltweite Finanzsystem notfalls mit weiteren Milliardenzuschüssen vehindern wird. Rund eine Milliarde Euro hat sich der Investor den Einstieg bei der HRE im Sommer 2008 kosten lassen, das waren 22,50 Euro pro Anteilsschein. Damals war die Aktie noch mehr als 20 Euro wert. Die HRE hat allein 2008 fünf Milliarden Euro Verlust gemacht. Der Bund besitzt bisher erst 16,2 Prozent der HRE-Anteile.

Die Bild-Zeitung berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Regierungskreise, der Kapitalbedarf der HRE könnte nach einem Gutachten bis zu 20 Milliarden Euro betragen. Die Rede ist von einem internen Papier der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), das bereits vor einigen Wochen vorgelegt worden sei. Danach werde der Kapitalbedarf der HRE in einem so genannten Worst-Case-Szenario auf 20 Milliarden Euro taxiert. In diesem Szenario wird der Meldung zufolge unter anderem von einer negativen Entwicklung an den Finanzmärkten und einer weiterhin schlechten Bonität des Instituts ausgegangen. Bislang hatte die Bundesregierung mit einem deutlich niedrigeren Finanzbedarf der Hypo Real Estate von bis zu zehn Milliarden Euro gerechnet.

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