HRE-Verstaatlichung:Flowers Millionenforderung

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HRE-Großaktionär Christopher Flowers will sich seine Zustimmung zur Rettung der Krisenbank teuer abkaufen lassen. Der Bund soll ihm für seine Aktien 300 Millionen Euro mehr zahlen, als sie wert sind.

Th. Fromm und K. Ott

Die Zeit drängt, und es ist ein Pokerspiel. Der Bundesregierung und ihrem Bankenrettungsfonds Soffin bleiben nur noch wenige Wochen, um die Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) zu retten. Ginge die HRE pleite, dann könnte sie andere Institute mit in den Abgrund ziehen, das deutsche Finanzsystem wäre gefährdet. Um das zu verhindern, will der Bund die HRE übernehmen, also den gegenwärtigen Inhabern alle Aktien abkaufen.

Christopher Flowers hatte sich den Einstieg bei der HRE rund eine Milliarde Euro kosten lassen. (Foto: Foto: Reuters)

Diese Notlage will sich der US-Investor Christopher Flowers zunutze machen, der mit seinen Partnern rund 24 Prozent an der HRE hält. Nach Angaben aus Finanzkreisen hat Flowers diese Woche bei einer Verhandlungsrunde mit dem Soffin acht Euro pro Aktie für seine Anteile gefordert.

Der Bund will über den Soffin aber nur 1,39 Euro zahlen, mehr sind die Papiere derzeit an der Börse auch nicht wert. Die Forderung des Investors überrascht umso mehr, da er erst im Februar in einem Zeitungsinterview drei Euro für seine Aktien gefordert hatte. Schon diese Forderung wurde seinerzeit als unrealistisch eingeschätzt. Ein Sprecher des Investors dementierte dies jedoch. Flowers habe nie acht Euro pro Aktie gefordert. Flowers halte jedoch an seinem Wunsch fest, Aktionär der HRE zu bleiben.

Rund eine Milliarde Euro hat sich Flowers im Sommer 2008 den Einstieg bei der HRE kosten lassen, das waren 22,50 Euro pro Anteilsschein. Damals war die Aktie noch mehr als 20 Euro wert. Mit acht Euro könnte der US-Investor immerhin noch rund 350 Millionen Euro herausschlagen und so seinen Verlust halbwegs begrenzen. Der Soffin bietet aber, auf Basis der 1,39 Euro pro Papier, umgerechnet nur gut 50 Millionen Euro an. Der Bund soll Flowers also gewissermaßen 300 Millionen Euro schenken.

Bei der Verhandlungsrunde zwischen Flowers, seinen Anwälten und Soffin-Vertretern soll es nach Angaben aus Finanzkreisen teilweise laut zugegangen sein. Flowers sei erbost gewesen über die harte Haltung des Soffin. Der staatliche Bankenrettungsfonds blieb hart: 1,39 Euro pro Aktie, und keinen Cent mehr.

Flowers habe daraufhin erneut, heißt es, mit einer Klage gegen eine Enteignung der HRE-Aktionäre gedroht, die bei der Übernahme durch den Bund nicht mitspielen. Der Bund will die HRE auf der Basis eines neuen Gesetzes notfalls zwangsweise verstaatlichen, um weitere Schäden vom deutschen Finanzsystem abzuwenden. Der Bund strebt eine Komplettübernahme der HRE an, um bereits geleistete Hilfen von über 100 Milliarden Euro abzusichern, aber auch um zu verhindern, dass Altaktionäre - als "Trittbrettfahrer" - von den Hilfen profitieren.

Bei einer Hauptversammlung der HRE am 2. Juni will der Bund daher zunächst 90 Prozent der HRE-Anteile übernehmen. Dies soll im Rahmen einer Kapitalerhöhung geschehen, von der Altaktionäre ausgeschlossen sind und an der lediglich der Bund teilnimmt. Insgesamt muss der Bund dafür 5,6 Milliarden Euro in die Hand nehmen. In einem zweiten Schritt könnte er dann über ein so genanntes "Squeeze-out" - also einen Zwangsausschluss der Restaktionäre - zum alleinigen HRE-Eigentümer aufsteigen.

Für die Bank ist dies lebensnotwendig: Bliebe dieses Geld aus, dann hätte die HRE weniger Eigenkapital, als gesetzlich vorgeschrieben und müsste von der Bankenaufsicht geschlossen werden. Die HRE hat 2008 fünf Milliarden Euro Verlust gemacht. Das muss nun ausgeglichen werden.

Eine Klage gegen die Enteignungspläne würde die Pläne des Bundes durchkreuzen. Oder sie zumindest so lange verzögern, dass die HRE in Gefahr geriete. Es ist ein Poker um viel Geld. Bei einer HRE-Pleite wären für den Staat und die Finanzbranche dagegen viele Milliarden Euro in Gefahr.

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