Kombi-Produkte:Zwei in eins

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Viele Banken und Versicherer bieten einen Mix aus Altersvorsorge und Versicherung an. Verbraucherschützer raten davon ab - denn die Kosten sind oft schwer zu durchschauen.

Von Felicitas Wilke, München

Kostenloses Seminar hier, Werbegeschenke da: Wer während des Studiums dem Charme von Finanzdienstleistern oder Versicherern erliegt und einen Vertrag abschließt, könnte sich ein paar Jahre später bei Thomas Beutler in der Beratung wiederfinden. Der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Saarland berichtet, dass er immer wieder mit Akademikerinnen und Akademikern zu tun habe, die Jahre zuvor teils überteuerte Verträge abgeschlossen hätten. "Viele waren zum damaligen Zeitpunkt nicht kritisch genug und finden erst später heraus, wie viel Geld sie in Provisionen gesteckt haben."

Die Organisation "Finanzwende" hat ausgerechnet, mit welchen Kosten ein typischer Vertrag verknüpft sein soll, den der Finanzdienstleister MLP gerne an Studierende vertreibt. Für eine fondsgebundene Rürup-Rente, die an eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) gekoppelt ist, fallen demnach im Laufe der Jahre 22 000 Euro an Abschlusskosten an. MLP weist das allerdings deutlich zurück. Dabei handle es sich um einen "rein theoretischen Extremwert". Die Zahl basiere auf der Annahme, dass Versicherte jedes Jahr einen höheren Beitrag zahlen, die sogenannte Dynamisierung, womit auch höhere Leistungen einhergehen. "Eine etwaige Reduzierung der Beiträge (und Leistungen) ist jederzeit möglich", teilt MLP mit.

Der angebliche Steuervorteil gilt nur bedingt

Unabhängig ob Bank, Versicherung oder Finanzvermittler: Es sind Verbraucherschützer Beutler zufolge oft sogenannte Kombi-Produkte, die Unternehmen den jungen Kunden anbieten. Meist verbinden diese Produkte eine Form der Altersvorsorge mit einer Versicherung. Dabei kann ein Investmentfonds auf eine Renten- oder Lebensversicherung treffen oder eine Rürup-Rente auf eine BU-Versicherung. Da sie eine Versicherung enthalten, sind die Beiträge während der Ansparphase steuerlich absetzbar, das betonen auch die Unternehmen gern. Die Sache hat aber einen Haken, sagt Stefanie Kühn, Honorarberaterin aus Grafing bei München: "Wenn die Leistung später abgerufen wird, muss die Rente zum Ausgleich versteuert werden. Dann sind zum Beispiel 2000 Euro BU-Rente plötzlich nicht mehr so viel wert."

Und dann sind da die Kosten, die Experten zufolge manchmal schwer zu durchschauen sind. Dazu gehören einerseits Beiträge für die Absicherungskomponente, die "teilweise schon fair kalkuliert" seien, sagt Kühn. Doch die Abschlussprovision für das Kombi-Produkt, die meist bei rund vier Prozent liege - in Einzelfällen sogar bei mehr als zehn Prozent - müsse ein Sparprodukt erst einmal wieder hereinholen. Richtig teuer werde es oft, wenn die Altersvorsorge mit meist aktiv gemanagten Investmentfonds und Verwaltungsgebühren ins Spiel kommt. "Diese Kosten fressen die Rendite auf und machen das ganze Produkt kaputt", sagt Kühn. Sie empfiehlt jungen Menschen, sich immer den ganzen Vertrag zeigen zu lassen und sich explizit nach den Kosten zu erkundigen.

Einige Kombi-Produkte lassen sich entkoppeln

Hinzu kommt, dass Kombi-Produkte als vergleichsweise unflexibel gelten. "Oft ist es schwierig, aus den teuren Verträgen rauszukommen, ohne den Risikoschutz zu verlieren", sagt Beutler. MLP hingegen verweist darauf, dass moderne Tarife beispielsweise in einem finanziellen Notfall die Möglichkeit einer "Entkopplung" böten.

Im schlimmsten Fall allerdings müssen sich die Versicherten zwischen zwei mehr oder weniger schlechten Optionen entscheiden: Entweder bleiben sie in möglicherweise teuren Verträgen stecken - oder sie müssen sich im nicht mehr ganz so jungen Alter eine neue Altersvorsorge aufbauen und eine neue BU-Versicherung suchen. "Das eine wird mit steigendem Alter schwieriger und riskanter, das andere teurer", sagt Beutler. Wenn es denn überhaupt noch möglich ist, etwa bei Vorerkrankungen.

Nicht gleich unterschreiben

Verbraucherschützer Beutler rät, "keinesfalls direkt" einen Vertrag abzuschließen, sondern die Inhalte vorher mit einer kundigen Vertrauensperson durchzugehen. Auch die Verbraucherzentralen stünden bereit, um die Konditionen und Kosten aufzuzeigen, noch bevor man unterschreibt. Eine Versicherung bei einem erfahrenen Vermittler abzuschließen und dafür eine Provision zu bezahlen, das kann Finanzberaterin Kühn zufolge durchaus sinnvoll sein. Doch bei der Geldanlage empfiehlt sie, die Dinge so einfach wie möglich zu halten und mit günstigen, passiven Indexfonds (ETF) selbst für später vorzusorgen. So bieten etwa viele Direktbanken kostenlose Depots an. "Da würde ich immer argumentieren: Danke, das mache ich selbst", sagt Kühn.

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