Alno AG:Das Beste ist weg

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Schauraum der Küchenfirma Alno in Pfullendorf. Wegen der Insolvenz nimmt Alno gerade keine Aufträge an. (Foto: Felix Kästle/dpa)

Der Insolvenzverwalter des maroden Küchenherstellers aus Pfullendorf hat einen Käufer für die attraktive Billigsparte gefunden. Aber auch für die restlichen Unternehmensteile soll es bereits Interessenten geben.

Von Stefan Mayr, Pfullendorf

Die Werkskantine war voll wie nie, 600 Mitarbeiter des insolventen Küchenherstellers Alno sind am Mittwoch zur Betriebsversammlung in der Zentrale in Pfullendorf gekommen. Eingeladen hatte Insolvenzverwalter Martin Hörmann, er versucht seit Wochen, den Untergang des Pleite-Unternehmens zu verhindern. Die Pfullendorfer Mitarbeiter wollten wissen, wie es an ihrem Standort weitergeht. Sie mussten wieder enttäuscht von dannen ziehen, ihre Zukunft bei Alno bleibt unklar. Aber immerhin hatte Hörmann zwei andere gute Nachrichten zu verkünden.

Einen ersten Teil des Unternehmens hat Hörmann bereits verkauft; Rückwirkend zum 1. Oktober übernimmt ein Investoren-Konsortium um den Premiumküchen-Hersteller Nobilia aus Verl (Nordrhein-Westfalen) die Alno-Tochter Pino. Das ist ein Erfolg, aber damit ist auch klar: Alno wird zerschlagen, die Hoffnungen auf einen Erhalt der Gruppe als Ganzes sind dahin.

Pino stellte bislang in Coswig (Sachsen-Anhalt) mit 230 Mitarbeitern Küchen für das untere Preissegment her und galt als interessantester Teil der Alno-Gruppe. Insolvenzverwalter Hörmann bezeichnet Nobilia als "starken und idealen Partner" und betont, dass alle Mitarbeiter übernommen werden - auch die Beschäftigten der Alno Logistik & Service, die am Standort Coswig beschäftigt sind. Den Kaufpreis verriet Hörmann nicht. Dem Kauf muss noch das Kartellamt zustimmen, doch das gilt als Formalie.

Hörmanns zweite positive Nachricht für das Personal ist, dass er für den Monat Oktober einen Massekredit in Höhe von sechs Millionen Euro ausgehandelt hat. Damit sind die Gehälter zumindest für den Oktober gesichert. Denn nach dem Insolvenz-Antrag Mitte Juli hatte die Arbeitsagentur drei Kalendermonate lang die Löhne für die insgesamt 1600 Mitarbeiter gezahlt. Seit dem 1. Oktober muss das Alno respektive Hörmann wieder alleine stemmen. Ohne diesen Kredit wäre in Pfullendorf zum Monatswechsel Schluss gewesen. So aber kann der Betrieb vorerst für einen weiteren Monat aufrecht erhalten werden.

Auch für die verbleibenden Unternehmensteile soll es Interessenten geben

Damit hat Hörmann Zeit gewonnen, um für die verbleibenden Unternehmensteile Alno und Wittmann einen Käufer zu finden; Die Tochter Wellmann stellt in Enger (Nordrhein-Westfalen) mit 400 Mitarbeitern Mittelklasse-Küchen her. Bei Alno in Pfullendorf sind 700 Personen für das Premium-Segment tätig. Trotz der hohen Preise für ihre Premium-Produkte ist diese Sparte seit Jahren hochdefizitär.

Dennoch gebe es Kaufinteressenten, deutet Martin Hörmann per Pressemitteilung an. Die Verhandlungen seien "in der entscheidenden Phase". Ziel sei "der Erhalt von möglichst vielen Arbeitsplätzen". Weitere Details nannte Hörmann auch vor den Mitarbeitern nicht. Mit der Wendung "möglichst viele" deutet er wohl an, dass in Pfullendorf und Enger in jedem Fall Stellen abgebaut werden müssen. Falls es überhaupt weitergeht - noch ist die komplette Abwicklung nicht ausgeschlossen. Schließlich ruht die Produktion seit Mitte September sowohl in Pfullendorf als auch in Enger. "Wir nehmen keine Aufträge an", sagt ein Sprecher des Insolvenzverwalters, "um uns vollständig auf den Investoren-Prozess zu konzentrieren." Das sei der beste Weg angesichts der knappen Mittel.

Michael Föst von der IG Metall in Albstadt bezeichnet den Produktionsstopp dagegen als "Katastrophe"; Ihm wäre es viel lieber gewesen, Alno hätte in den Monaten, in denen der Staat die Löhne zahlt, produziert, "was das Zeug hält". Doch dazu wäre die Unterstützung von Großkunden nötig gewesen - etwa durch Bestellungen. Da diese aber ausblieben, habe man die Produktion einstellen müssen. So bekommen die Mitarbeiter Geld fürs Nichtstun - obwohl sie viel lieber etwas für die Zukunft ihrer Jobs tun würden. Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Experten sagen, die Branche könne wegen des Küchenbooms die Kapazitäten der Werke in Pfullendorf und Enger dringend brauchen, um die Nachfrage zu befriedigen.

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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