Zunehmende Zins- und Konjunktursorgen haben Europas Aktienmärkte einen Tag vor der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgebremst. Der Dax schloss am Mittwoch 0,8 Prozent tiefer bei 14 446 Punkten. Börsianer gehen mittlerweile davon aus, dass die Zinsen bis September um 75 Basispunkte angehoben werden. Marktteilnehmer fürchten eine zu hastige Zinswende, die eine weitere Abschwächung der Konjunktur nach sich ziehen könnte. Für wenig Begeisterung sorgten auch die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion. Die Erholung im April war schwächer ausgefallen als erwartet. Die beträchtlichen Lieferengpässe bei Vorprodukten bremsten nach wie vor, kommentierten die Analysten der Commerzbank. "Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern."
Trübe Aussichten der Schweizer Großbank Credit Suisse zogen den gesamten Bankensektor nach unten. So gehörten Deutsche-Bank-Aktien mit einem Minus von 1,9 Prozent zu den größten Dax-Verlierern. SAF-Holland nimmt nach sechs Jahren einen neuen Anlauf zur Übernahme des schwedischen Bremsenherstellers Haldex. Der fränkische Lkw-Zulieferer bietet 66 schwedische Kronen je Haldex-Aktie und hat anders als 2016 auch dessen Vorstand und Aufsichtsrat hinter sich. Während SAF-Holland-Papiere im S-Dax um 5,6 Prozent verloren, sprangen die Aktien von Haldex an der Stockholmer Börse um 44,7 Prozent in die Höhe. Eine negative Bewertung der Berenberg Bank setzte den Papieren von Telefónica Deutschland zu, die um 9,5 Prozent absackten.
Starke Quartalszahlen sorgten bei den Aktien des spanischen Modekonzerns Inditex für Auftrieb. Sie legten an der Heimatbörse in Madrid um 5,9 Prozent zu. Der Nettogewinn stieg von Februar bis April um 80 Prozent auf 760 Millionen Euro, der Umsatz kletterte um 36 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro. Damit hat der Konzern die Werte der Vorkrisenzeit des Jahres 2019 übertroffen.
An den US-Börsen hielten sie Anleger zurück. Der Dow Jones schloss 0,8 Prozent im Minus bei 32 911 Punkten. Aktien des Chip-Herstellers Intel fielen um 5,3 Prozent. Die Experten der Citigroup befürchten, dass das Unternehmen eine Gewinnwarnung veröffentlichen oder mit den Zahlen zum zweiten Quartal die Erwartungen verfehlen wird.