Die europäischen Aktienmärkte haben zur Wochenmitte keine klare Richtung gefunden. Der Dax büßte anfängliche Gewinne wieder ein und schloss 0,1 Prozent tiefer bei 15 451 Punkten. Die Aussicht auf weiter fließendes billiges Zentralbankgeld und die Fortschritte im Kampf gegen das Coronavirus stützten zwar die Kurse, nach dem jüngsten Rekordlauf ging dem Börsenbarometer allerdings etwas die Puste aus. Auch ließen nach den beruhigenden Worten der US-Notenbanker die Inflationsängste nach, allerdings fehlten den Investoren derzeit offenbar Kaufimpulse. Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect sagte, ein Wermutstropfen sei das derzeit abnehmende Handelsvolumen, welches der aktuellen Saisonalität geschuldet sein sollte.
Im Dax zählten die Aktien von Delivery Hero mit einem Gewinn von 0,8 Prozent zu den Favoriten. Laut Händlern wirkte positiv, dass sich der Lieferdienst von Teilen des Geschäfts in der Balkanregion trennen will. Bankenwerte litten europaweit unter der Aussicht auf eine anhaltende Niedrigzinsphase, sollte sich die Inflation tatsächlich als zeitlich begrenzt erweisen. Im Dax gaben die Aktien der Deutschen Bank 0,1 Prozent nach, für die Anteilsscheine der Commerzbank ging es um 2,2 Prozent nach unten. An der M-Dax-Spitze zogen K+S um 5,5 Prozent an. Einige Anleger haben wohl angesichts der angespannten Lage zwischen der EU und Belarus auf Sanktionen gegen den Dünger-Konkurrenten Belaruskali spekuliert, die nun anscheinend tatsächlich kommen werden. Gerade in Westeuropa könnten Sanktionen zu einer Kalidünger-Verknappung führen, was günstig für K+S wäre.
An der Börse in London kletterten die Titel von Marks & Spencer um 8,5 Prozent nach oben. Der britische Einzelhandelskonzern hat infolge der Filialschließungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen, allerdings hatten Analysten einen noch stärkeren Rückgang befürchtet.
Die Stimmung der Anleger an der Wall Street war vorsichtig optimistisch. Der Dow Jones lag zum Handelsschluss kaum verändert bei 34 323 Punkten.
Bei den Einzelwerten schnellten die Aktien von Urban Outfitters nach der Vorlage von Quartalszahlen um zehn Prozent nach oben. Der Einzelhändler profitierte damit von der Normalisierung der Einkaufslandschaft.