Die Aussicht auf einen Wachstumsschub beim wichtigen Handelspartner USA bei gleichzeitig unverändert niedrigen Zinsen hat den europäischen Aktien am Donnerstag Auftrieb gegeben. Der Dax stieg um mehr als ein Prozent auf ein Rekordhoch von 14 804 Punkten und schloss nur knapp darunter bei 14 776 Zählern. US-Notenbankchef Jerome Powell habe mit seinen jüngsten Aussagen zur Geldpolitik einen Spagat geschafft, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Seine Botschaft laute, dass die verbesserten Konjunkturaussichten nicht mit einem nachhaltigen Inflationsanstieg verbunden seien. Deshalb werde die Fed die Nach-Corona-Zeit weiterhin mit günstigem Geld absichern. Kopfschmerzen bereiteten den Investoren allerdings die wegen möglicher Nebenwirkungen ausgesetzten Corona-Impfungen mit dem Serum von Astra-Zeneca.
Bei den Einzelwerten fielen erneut die Zugewinne der Bank-Aktien ins Auge. Sie profitierten europaweit von steigenden Anleiherenditen. Top-Favorit im Dax war das Papier der Deutschen Bank mit einem Aufschlag von 4,9 Prozent. Die Titel der Commerzbank belegten mit plus 4,3 Prozent Platz zwei im M-Dax. Starke Ausschläge gab es bei den Aktien von VW, die zunächst ihren Höhenflug mit einem Plus von zeitweise knapp zehn Prozent fortsetzten. Die Offensive des Autobauers in der E-Mobilität trieb die Papiere schon seit Tagen an. Im weiteren Verlauf rutschte der VW-Kurs jedoch um 3,4 Prozent ins Minus.
Der Pharmazulieferer Sartorius erhöhte nach einem starken Jahresstart die Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Jahr. Die Anhebung falle extrem aus und überrasche, sagte ein Händler. Die im M-Dax notierten Aktien kletterten um gut acht Prozent nach oben. Auch für Eckert & Ziegler aus dem S-Dax ging es um 9,4 Prozent nach oben. Das Strahlen- und Medizintechnikunternehmen erzielte für 2020 einen Gewinn über den Erwartungen.
An der Wall Street belasteten steigende Anleiherenditen vor allem Technologiewerte. Der technologielastige Nasdaq-Index fiel um 2,9 Prozent, während der Dow Jones nur leicht verlor. Steigende Anleihe-Renditen bedeuten höhere Finanzierungskosten für Unternehmen. Das machte Tech-Riesen wie Apple, Microsoft und Facebook zu schaffen, deren Aktien daraufhin deutlich nachgaben.