Europas Anleger haben das ausgeweitete Anleihe-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Wohlwollen aufgenommen. Der Dax drehte am Donnerstag zeitweise ins Plus, nachdem die EZB ankündigte, im Kampf gegen die Folgen der Coronavirus-Pandemie weitere 600 Milliarden Euro in die Hand zu nehmen. Allerdings verhinderten Gewinnmitnahmen einen dauerhaften Kursanstieg. Zum Handelsschluss lag der Dax 0,5 Prozent tiefer bei 12 431 Punkten.
Die Aktien der Autobauer Daimler, BMW und Volkswagen gaben zeitweise um bis zu 6,7 Prozent nach, auch die Papiere von Zulieferern wie Hella oder Continental gehörten zu den Verlierern. Die große Koalition hat sich gegen die von der Industrie geforderte Kaufprämie für Diesel und Benziner entschieden. Stattdessen soll es mehr Zuschuss für Elektroautos geben. Belastend für den Dax waren die deutlichen Verluste der Bayer-Aktie, die mit einem Minus von gut vier Prozent der zweitschwächste Wert im Leitindex war. Für die Verluste sorgte ein für den Chemiekonzern ungünstiges Urteil aus den USA. Obwohl auch BASF von dem Urteil betroffen ist, legten dessen Papiere um 0,4 Prozent zu. Gefragt waren dagegen vor allem Titel aus defensiv geltenden Branchen. So schafften es die Anteile von Beiersdorf im Dax mit einem Plus von 0,6 Prozent auf die Gewinnerliste. Adidas-Anlegern gefiel das wieder anspringende China-Geschäft des Sportartikelherstellers. Die Aktien legten um 1,8 Prozent zu. Vier Monate nach dem Coronavirus-Ausbruch in China wächst Adidas dort wieder. Im M-Dax verteuerten sich die Papiere des Dax-Aspiranten Deutsche Wohnen um 2,8 Prozent. Es wird erwartet, dass der Immobilienkonzern die Lufthansa in der ersten Börsenliga ersetzen wird. Trotzdem gewannen Lufthansa-Papiere mehr als ein Prozent an Wert. An der Wall Street kam der Dow Jones nicht vom Fleck und schloss bei 26 282 Punkten. Die Titel von Ebay zogen um 6,2 Prozent an. Wegen des Booms beim Internet-Handel als Folge der Corona-Restriktionen hob das Unternehmen sein Umsatzziel an. Die Aktie von American Airlines legte sogar um mehr als 40 Prozent zu. Die Fluggesellschaft will ab Juli wieder mehr als die Hälfte der Inlandsverbindungen anbieten, nachdem im Mai rund 80 Prozent der Flüge wegen der Pandemie gestrichen worden waren.