Airways:Probleme am Himmel

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Tui-Maschinen, die nicht fliegen dürfen, parken bei Seattle. (Foto: David Ryder/AFP)

Der internationale Verband der Fluggesellschaften IATA kürzt die Gewinnprognose deutlich. Protektionismus und Handelskrise machen den Firmen schwer zu schaffen, hinzu kommen steigende Personal- und Treibstoffkosten.

Von Jens Flottau, Seoul

Kurz bevor Alexandre de Juniac seine Rede begann, ließ er im Konferenzzentrum von Seoul einen kurzen Film abspielen, der die wichtigsten Momente des abgelaufenen Jahres zeigen sollte. Das Video, zusammengestellt vom Fernsehsender CNN, zeigt dem Chef der International Air Transport Association (IATA) und den vielen Vertretern der Fluggesellschaften bei ihrer Jahrestagung Bilder, die sie schwer ertragen konnten: Bilder von trauernden Angehörigen, Wrackteilen der Boeing 737 Max, Schlagzeilen zur fraglichen Sicherheit eines der meistverkauften Flugzeuge. Immer noch tappt die Branche im Dunkeln, wann die 370 bereits ausgelieferten Flugzeuge und die Maschinen, die Boeing weiter produziert, wieder fliegen dürfen.

Nachdem Boeing eine neue Softwareversion entwickelt hat, wollen die Fluggesellschaften wissen, wann sie die Maschine wieder einsetzen können. Ein Treffen zwischen der FAA und anderen Flugaufsichtsbehörden vor zehn Tagen hat keine Klarheit ergeben. Vor allem aber macht sich die Sorge breit, dass die Max nicht überall gleichzeitig wieder fliegen dürfe. "Das größte Problem, das die Max hat, ist es, das Vertrauen der Passagiere zurückzugewinnen", sagt Delta-Airlines-Chef Ed Bastian. "Es ist daher sehr wichtig, dass die Behörden sich in Sachen Max zusammentun." Doch es sieht nach dem Gegenteil aus. Die FAA könnte, so heißt es, schon Ende Juni die Freigabe für Max-Flüge erteilen, nachdem sie die neue Software genehmigt und geprüft hat. Allerdings haben die Aufseher in anderen Ländern, vor allem in Kanada, China und in der Europäischen Union, deutlich gemacht, dass sie sich bei der Prüfung nicht mehr wie früher auf die FAA verlassen werden, sondern ihre eigenen Untersuchungen durchführen werden.

Aber nicht nur in Sachen Max wird 2019 ein schwierigeres Jahr für die Branche. Die IATA sah sich gezwungen, ihre Gewinnprognose für den Sektor um 21 Prozent auf insgesamt nur noch 28 Milliarden Dollar zu senken. Der Rückgang betrifft vor allem die USA und insbesondere Airlines in Asien, dort wird der Gewinn um mehr als vier Milliarden Dollar auf nur noch rund zehn Milliarden Dollar zurückgehen. Sie sind besonders von der aktuellen Stagnation im Welthandel und der Flaute im Frachtgeschäft betroffen. Protektionismus und die Handelskrise machen den Airlines mittlerweile schwer zu schaffen, hinzu kommen steigende Personal- und Treibstoffkosten. Und nicht ausgeschlossen ist, dass die 28 Milliarden Dollar noch zu optimistisch waren. "Es kann sein, dass es noch schlimmer wird", befürchtet IATA-Chefökonom Brian Pearce.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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