Airbus muss erneut nachbessern:Dritter Anlauf für den A350

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Einen Entwurf hat Airbus bereits verworfen, wegen explodierender Kosten nun den nächsten: Wird der A350 zum nächsten Airbus-Problem?

Jens Flottau

Airbus wird den Langstreckenjet A350 voraussichtlich erneut aufwendig umplanen. Das Flugzeug wird anders als bislang vorgesehen nun doch einen Rumpf aus Kohlefasern erhalten, sagte Airbus-Verkaufschef John Leahy zur Seattle Times. Leahy erwartet den offiziellen Programmstart bis Ende November.

Das neue Sorgenkind bei Airbus: der A350. (Foto: Foto: AFP)

Die Entscheidung für einen Kohlefaserrumpf offenbart, dass die Kunden mit dem bisherigen Design des A350 immer noch nicht zufrieden waren. Bereits im Frühsommer musste Airbus den ursprünglichen Entwurf für das neue Flugzeug zurücknehmen, nachdem Schlüsselkunden wie das amerikanische Leasingunternehmen ILFC die Pläne öffentlich kritisiert hatten.

Bereits zwei Modelle

Die vorgeschlagene neue A350-Version war zwar wesentlich moderner als die erste, aber mit ungefähr neun Milliarden Euro Entwicklungskosten auch doppelt so teuer. Unklar ist, wie teuer der erneute Strategieschwenk dem Unternehmen kommt.

Für Leahy liegen die Vorteile der neuen Lösung auf der Hand: "Bei Airbus werden Faserverbundwerkstoffe so eingesetzt, dass Reparaturen leicht sind." So werde Airbus den Rumpf nicht wie Boeing aus einem Stück bauen, sondern einzelne Platten zusammenfügen. Einem Airbus-Sprecher zufolge wird dies als Option geprüft. Eine endgültige Entscheidung werde aber erst mit dem offiziellen Programmstart fallen.

Wettlauf mit Boeing

Mit dem A350 will Airbus ein Flugzeug anbieten, das der erfolgreichen Boeing 787 Konkurrenz machen soll. Die 787 wird das erste große Zivilflugzeug mit einem Rumpf aus Faserverbundwerkstoffen sein.

Diese Werkstoffe sind deutlich leichter und fester als Metall. Die 787 kommt deswegen auf deutlich bessere Werte bei der Wirtschaftlichkeit als bisherige Modelle.

Boeing hat für die 787, die Ende 2008 erstmals ausgeliefert werden soll, bereits 432 feste Bestellungen. Der A350 hingegen wird voraussichtlich erst 2013 bereitstehen. Sowohl Airbus als auch Boeing erwarten in dem Segment der Langstreckenflugzeuge mit 250 bis 300 Plätzen in den nächsten 20 Jahren einen Bedarf von etwa 6000 Jets, was knapp der Hälfte des gesamten Zivilflugzeugmarktes entspricht.

Die zusätzlichen Aufwendungen für den A350 treffen Airbus zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Das Unternehmen muss wegen der verzögerten Auslieferung des A380 bereits einen Rückgang des operativen Gewinnes von 4,8 Milliarden Euro in den nächsten vier Jahren verkraften.

Um auch bei einem teilweisen Rückzug von DaimlerChrysler als Aktionär der Airbus-Muttergesellschaft EADS den Einfluss der deutschen Seite zu wahren, kann sich die WestLB einen Einstieg bei EADS vorstellen. Dieser müsse aber betriebswirtschaftlich sinnvoll sein, sagte WestLB-Chef Thomas Fischer.

© SZ vom 17.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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