Airbus-Krise:Forgeard weist Verantwortung von sich

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Der in die Kritik geratene EADS-Chef Noel Forgeard streitet die Schuld für die Lieferprobleme bei Airbus ab. Mitschuld trage vielmehr das Hamburger Airbus-Werk.

Michael Kläsgen und Meite Thiede

Damit wies Forgeard die Schuld von sich und nahm den Deutschen Gustav Humbert, der ihm vor einem Jahr als Airbus-Chef nachfolgte, indirekt in Schutz.

Geht in die Offensive: EADS-Co-Chef Noel Forgeard. (Foto: Foto: Reuters)

Der Großaktionär Lagardère hatte zuvor angekündigt, gemeinsam mit dem deutschen Partner und EADS-Großaktionär DaimlerChrysler die Verantwortung Forgeards und auch Humberts für das Debakel überprüfen zu wollen.

"Ich möchte bleiben und meinen Teil beitragen", antwortete Forgeard im französischen Radio auf die Frage nach seinem Rücktritt, "aber darüber müssen die Aktionäre entscheiden." Er fügte hinzu: "Es liegt nicht in meiner Natur, aufzugeben."

"Konzentration von Problemen in Hamburg"

Eine "ziemlich starke Konzentration von Problemen" sieht Forgeard in Hamburg. Dort wird die Verkabelung und Innenausstattung des A380 vorgenommen. Bei Modellen des A340 war es vor zwei Jahren bereits zu Verzögerungen gekommen.

Der deutsche Airbus-Chef Gerhard Puttfarcken wies den Angriff aus Frankreich zurück, nahm aber zu den Argumenten nicht näher Stellung. "Wir brauchen keine Schuldzuweisungen, das ist nicht in Ordnung", sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Sinnvoller sei es, die Mitarbeiter zu motivieren, um die Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Ob die Verzögerungen Konsequenzen für die Mitarbeiter an den deutschen Standorten haben würden, wie etwa in Form längerer Arbeitszeiten, könne er derzeit noch nicht absehen.

Kritik an knapper Begründung

Analysten bemängelten am Freitag die knappe Begründung von Airbus für die Verzögerung. In Anbetracht des Vertrauensverlustes seien ausführliche Details wünschenswert gewesen, meinte Nils Machemehl von MM Warburg.

Nach seiner Berechnung hat sich der Wert des 20-Prozent-Anteil, den BAE Systems an Airbus hält, binnen weniger Tage von ehemals fünf bis sechs auf nur noch 4,2 Milliarden Euro verringert. BAE hatte kürzlich gerade erst eine Verkaufsoption ausgeübt und muss in den nächsten Wochen einen Preis für seinen Anteil mit EADS aushandeln.

Forgeard verwies auch auf die "Gesamtheit einzelner verspäteter Detailpläne". Airbus-Flugzeuge werden aus in der ganzen Welt hergestellten Einzelteilen montiert. "Alle Programme verzeichnen Verspätungen. Es hat sich eine Art Warteschlange gebildet", sagte Forgeard.

"Alarmsysteme haben nicht angemessen funktioniert"

"Die Teams haben uns sehr spät darüber informiert." Die Kontroll- und Alarmsysteme hätten im EADS-Konzern, der 80 Prozent des Flugzeugbauers Airbus hält, nicht angemessen funktioniert.

Er selber habe erst im Laufe des April von den Schwierigkeiten erfahren. Damit reagierte Forgeard auf Vorwürfe, er habe sein Insiderwissen genutzt und bereits im März Aktienoptionen im Wert von 250 Millionen Euro eingelöst.

Forgeard versicherte, er sei zum Zeitpunkt des Verkaufs nicht auf dem Laufenden über die Probleme gewesen. Es gebe "kein Insiderdelikt". Vielmehr liege ein "unglücklicher Zufall" vor. Erbost zeigte sich Forgeard darüber, dass auch der Aktienverkauf von dreien seiner vier Kinder bekannt wurde. Er allein sei für die Order verantwortlich gewesen.

Börsenaufsicht alarmiert

Die französische Börsenaufsicht AMF teilte am Freitag mit, sie überprüfe schon seit Wochen den Kursverlauf der EADS-Aktie. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin erklärte ihrerseits, sie wolle sich routinemäßig die Entwicklung der Papiere in den vergangenen Wochen anschauen.

Forgeard nannte die um mehrere Monate verzögerte Auslieferung des A380 ein vorübergehendes Problem, von dem sich Airbus bald erholen werde. Bislang habe kein Kunde seine Bestellung für den A380 storniert. Airbus werde 2007 wie beabsichtigt etwa 450 Flugzeuge ausliefern.

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