Abschwung:Mehr Kurzarbeit in der Industrie

Im September reduziert jede zwanzigste Industriefirma in Deutschland die Arbeitszeit. Damit hat die Kurzarbeit das Niveau der Rezession 2012/2013 erreicht.

Von Alexander Hagelüken, München

Der wirtschaftliche Abschwung in Deutschland hinterlässt seine Spuren. Im September setzten 5,5 Prozent der Industriefirmen Kurzarbeit ein, meldet das Ifo-Institut. Drei Monate vorher waren es noch weniger als vier Prozent. "Damit hat die Anzahl der Unternehmen mit Kurzarbeit ein Niveau erreicht, das zuletzt auf dem Höhepunkt der Rezession 2012/13 gemessen wurde", sagt Ifo-Forscher Timo Wollmershäuser. Die Zahl der Kurzarbeiter stieg damals auf 100 000 an.

Nach der Finanzkrise 2008 diente die Kurzarbeit als Rettungsanker, um Massenentlassungen zu verhindern - in der Spitze sank die Arbeitszeit für 1,5 Millionen Beschäftigte. Von diesen Zahlen ist Deutschland sehr weit entfernt. Die jüngste Steigerung ist aber ein Warnsignal - und die Erwartungen verschlechtern sich. Mehr als zwölf Prozent der Industriefirmen erwarten, dass sie in den nächsten drei Monaten Kurzarbeit einsetzen werden. Im Juni waren es erst acht Prozent. Die Reduzierung der Arbeitszeit konzentriert sich auf sieben Branchen: In der Textilwirtschaft beträgt der Anteil 20 Prozent. Auf den nächsten Plätzen folgen Hersteller elektrischer Ausrüstungen und Metallfirmen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat angekündigt, staatliche Zuschüsse für Kurzarbeit zu erhöhen, wenn sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert. "Kurzarbeit ist ein Mittel der Wahl, wenn Unternehmen trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten ihre Fachkräfte halten wollen", sagt Wollmershäuser. Gesamtwirtschaftlich wirke Kurzarbeitergeld als automatischer Stabilisator, der in konjunkturellen Schwächephasen Lohneinbußen durch staatliche Leistungen teilweise ausgleicht.

© SZ vom 27.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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