Abgasaffäre:Bosch entschädigt Diesel-Kunden in den USA

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Teure Entschädigung: Zumindest mit den US-Kunden haben sich Bosch und VW nun weitgehend geeinigt. Doch strafrechtliche Verfahren laufen noch. (Foto: ZUMA Press/imago)

Der Autozulieferer hat für einen Teil der VW-Fahrzeuge jene Software geliefert, die den Abgasbetrug möglich machte. Doch mit der Einigung ist die Affäre für Bosch noch nicht ausgestanden.

Von Max Hägler, München

Sie würden ja so gerne erklären, was ihre Rolle bei diesem Dieselskandal ist, sagen sie bei Bosch. Aber sie könnten nicht, dürften nicht, weil Staatsanwälte aus Stuttgart und überhaupt Ermittler aus aller Welt bei ihnen zugange seien, ähnlich wie bei Volkswagen. Und wer etwas sagt jetzt, der muss damit rechnen, dass es gegen ihn verwendet wird.

Fakt ist: Die Motorsteuerung, die den Abgasbetrug technisch möglich machte, stammt bei einem Teil der betroffenen VW-Fahrzeuge vom Bosch-Konzern. Betroffen sind Autos der Marken VW, Audi und Porsche. Nun hat Bosch zwar einen Schritt getan zur Beendigung der leidigen Sache - aber über ihre Rolle sprechen sie weiterhin nicht. Wie man auf der Stuttgarter Schillerhöhe, der Bosch-Konzernzentrale, erwartet hatte, gibt es eine Einigung in den USA zumindest über einen Teil der zivilrechtlichen Vorwürfe. Das Unternehmen habe sich mit US-Klägern auf einen Vergleich über 328 Millionen US-Dollar geeinigt, teilte der schwäbische Konzern mit. Viel Geld - aber weit weniger als die Milliarden, die der VW-Konzern zahlen muss, der die Software eingesetzt hat. Der Vergleich mit den geschädigten Diesel-Fahrern war bereits im Dezember bekannt geworden, nun kennt man also auch die Höhe der Zahlung. Allerdings fehlt noch ein Schritt: die Genehmigung durch das Gericht. Im Mai könnte es eine endgültige Einigung geben. Die Manager von Bosch haben im Gegensatz zu VW nie ein Fehlverhalten eingeräumt - auch jetzt nicht. Die Einigung mit den Klägern bedeute "keine Einräumung von Schuld", erklärte das Unternehmen. "Nach sorgfältiger Abwägung aller Gesichtspunkte haben wir uns in diesem Fall dazu entschieden, eine Vergleichsvereinbarung zu schließen", sagte Bosch-Chef Volkmar Denner. Das stelle Rechtssicherheit her, entlaste und führe dazu, dass man sich wieder anderen Themen widmen könne. Allerdings ist der Dieselskandal für Bosch damit nicht ausgestanden. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt weiter und auch in den USA sind noch strafrechtliche Ermittlungen im Gange. In der über 700 Seiten starken Zivilklage war eine Menge gegen Bosch zusammengetragen worden. Ohne Einverständnis des Zulieferers habe der Autokonzern die Software, die für die Manipulationen genutzt worden war, offenbar nicht verändern können. Und zugleich soll der Zulieferer gewusst haben, dass ein Teil seiner Dienstleistung letztlich dem VW-Konzern bei illegalen Tricksereien helfen könnte - und wollte sich deshalb im Jahr 2008 von jeglicher Haftung freistellen lassen durch VW. Schließlich siedelten die Kläger das Wissen um den Betrug auch in den obersten Etagen an: Bosch-Chef Volkmar Denner und der damalige VW-Chef Martin Winterkorn hätten sich im Mai 2014 getroffen - und über den Betrug gesprochen. Doch konnten diese Anschuldigungen offenbar nicht alle belegt werden. Es sei zu bezweifeln, dass ein weiteres Verfahren oder eine Gerichtsverhandlung bessere Ergebnisse für die Betroffenen bringen würde, heißt es in deren eigener Stellungnahme, welche die Kläger nun nach der Verständigung mit Bosch an einem Zivilgericht in San Francisco eingereicht haben.

Das heißt: Mehr als 328 Millionen Dollar seien kaum drin gewesen. An diesem Gericht ist auch VW ein Thema. Ebenfalls am Mittwoch wurde bekannt, dass der Konzern mit einer neuerlichen Milliardenzahlung in den USA eine weitere Hürde im Dieselskandal zu überwinden sucht. Der Autobauer stimmte zu, mindestens 1,3 Milliarden Dollar an etwa 80 000 Besitzer von großen Dieselfahrzeugen mit umweltbelastenden 3-Liter-Motoren zu zahlen, um deren Klagen beizulegen. Wie aus den veröffentlichten Gerichtsunterlagen weiter hervorgeht, könnte es VW jedoch bis zu vier Milliarden Dollar kosten, wenn die Behörden keine Freigabe für die Reparatur eines Großteils der betroffenen Wagen erteilen. Eine Nachbesserung bei diesen Autos - darunter Geländewagen von Audi, VW und Porsche - ist extrem herausfordernd. Gegebenenfalls will der Konzern deshalb offenbar einen Teil der Autos zurückkaufen.

Für schwächer motorisierte Autos gibt es bereits eine Einigung. Die Kosten des Dieselskandals steigen damit für Volkswagen in den USA auf mindestens 24 Milliarden Euro.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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