RWE:Weniger Kohle

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Der Gewinn von RWE geht zurück, das Schicksal des Hambacher Waldes ist unklar. Und die 4600 Beschäftigten sind stark verunsichert darüber, wie die Zukunft des Braunkohletagebaus ausschauen wird.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Deutschlands größter Stromerzeuger RWE beweist in diesem Jahr, dass man mit konventionellen Großkraftwerken immer weniger Geld verdient: Von Januar bis September hat der Konzern einen Gewinn von 645 Millionen Euro eingefahren, 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dennoch nennt Finanzchef Markus Krebber die Entwicklung "planmäßig"; die RWE-Aktie notiert am Mittwoch zeitweise drei Prozent im Plus. Denn die zwei großen Umbrüche, vor denen der Konzern steht, wiegen schwerer als der Zwischenbericht zum dritten Quartal.

Erstens ist unklar, "ob und wann" RWE den Hambacher Forst roden kann, wie es im Bericht heißt. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat das einstweilen verboten: Gerichte müssen zunächst prüfen, ob der alte Wald bei Köln, unter dem Millionen Tonnen Braunkohle schlummern, die Kriterien eines Naturschutzgebietes erfüllt. Damit die Schaufelradbagger des Konzerns nicht schon bald vor dem Wald anhalten müssen, fördert RWE vom nächsten Jahr an weniger Kohle im Tagebau Hambach. Dem Konzern entgehen so 100 bis 200 Millionen Euro Gewinn pro Jahr.

Die 4600 Beschäftigten sind "stark verunsichert" ob der Zukunft des Braunkohletagebaus

"Auch unsere Mitarbeiter hat der Beschluss stark verunsichert", sagt Krebber, zumal die Kohlekommission der Bundesregierung derzeit ohnehin am Komplettausstieg aus der klimaschädlichen Kohleverstromung tüftelt. Am Tagebau Hambach, den angeschlossenen Kraftwerken und Betrieben hängen etwa 4600 Arbeitsplätze.

Zweitens will der Konzern seine Tochterfirma Innogy mit gut 36 000 Beschäftigten zerschlagen: Ihr Geschäft mit Netzen, Strom- und Gaskunden soll an den Konkurrenten Eon gehen. Im Gegenzug will RWE die Erneuerbaren Energien von Eon und Innogy übernehmen - und damit zum drittgrößten Ökostromproduzenten Europas aufsteigen. Kartellbehörden müssen den Tausch freilich noch genehmigen. "Die Freigabe erwarten wir weiter für Sommer 2019", sagt Krebber.

Eben jener Konkurrent Eon meldet, dass seine Umsätze und Gewinne mit Ökostromkraftwerken von Januar bis September gestiegen sind. Das hört auch der einstige Rivale RWE gerne: "Natürlich löst die Aussicht, dass die Erneuerbaren zu uns kommen und wir damit den Konzern deutlich umbauen, bei uns Vorfreude aus", sagt Krebber.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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