The Voice Kids:Traum vom Ruhm

Lesezeit: 3 min

Im Fernsehen gibt es viele Shows, bei denen Leute um die Wette singen. Die Teilnehmer hoffen, ein Star zu werden. Die Sender verdienen damit Geld. Zu Besuch bei den Aufnahmen von "The Voice Kids".

Nadia Pantel

Das Scheinwerferlicht über der Bühne tanzt bunt durcheinander und die Coaches haben aufgehört, herumzublödeln. "Pssssssst", macht Christian, und auch das Publikum wird still. Christian? Ist das einer aus der Jury? Nein. Niemand wird Christian später im Fernsehen sehen, weil er nicht auf der Bühne steht. Aber hier im Fernsehstudio am Stadtrand von Berlin ist er eine der wichtigsten Personen. Er steht in der allerletzten Reihe im Publikum und hat sich einen Anzug mit knall­orangen Tigerstreifen angezogen, damit ihn jeder erkennt. Wenn gleich alle im Publikum zu jubeln beginnen, liegt das nur zum Teil daran, dass ein Kind ein gutes Lied singt. Es liegt auch daran, dass Christian in seinem Tiger-Anzug die Arme in die Luft reißt und wie eine Mischung aus Dirigent und Cheerleader das Publikum zum Klatschen anheizt.

Vier Stunden muss Tiger-Christian heute für gute Laune sorgen, damit die Auftritte von zwölf Kindern aufgezeichnet werden können.

"Ich bin echt überrascht, wie wahnsinnig gut die Kids singen", sagt Johannes Strate, der bei der Band Revolverheld singt und bei "The Voice Kids" in der Jury sitzt. Dort muss er Kinder aussuchen, die er dann für die nächste Runde trainiert. Die Jurymitglieder nennen sich deshalb Coach, also "Trainer". Johannes Strate sagt: "Es bricht mir das Herz, dass ich manche nicht in mein Team nehmen kann. Aber es ist ja sowieso klar, dass hier nur wirklich talentierte Kinder auftreten."

Das sieht auch Noe so. Noe ist 14 Jahre alt und kann genau sagen, gegen wie viele Kinder er sich bei der Vorauswahl durchgesetzt hat: "Ich war besser als 19 925 andere. Darauf kann ich sowieso stolz sein." Trotzdem weiß er, dass sich vielleicht keiner der Coaches für ihn entscheidet. Es ist die Idee der Show, dass manche gewinnen müssen und andere verlieren, damit es für die Zuschauer spannend ist. So wie beim Fußball, nur mit Musik. Beim Fußball ist es einfach zu erklären, wer warum gewinnt, da zählt man einfach Tore. Bei Musik ist das viel schwieriger, denn eigentlich geht es da ja um Geschmack.

"Ich werde später auf jeden Fall Musiker", sagt Noe. Er singt, seit er fünf Jahre alt ist und hat auch schon begonnen, eigene Songs zu schreiben. Über Liebe. "Ich mag Popmusik, da geht's immer um Liebe." Vor Kurzem war er auch selber zum ersten Mal verliebt. "Es hat aber nicht geklappt." Es könnte sein, dass es bei "The Voice" auch nicht klappt. Aber daran will Noe nicht denken. Das Wichtigste ist erst mal, dass das Publikum klatscht und jubelt: "Ich singe so gerne und es ist so cool, wenn das anderen Leuten gefällt. Das gibt mir Selbstvertrauen."

Natürlich sei er nervös, sagt Noe, "aber sogar Henning, der Coach, ist ein bisschen nervös".

Ein Fernsehstudio-Tag ist für alle ziemlich aufregend, nicht nur für die auf der Bühne. Jede Minute, die im Fernsehen zu sehen ist, kostet viele, viele tausend Euro. Allein eine einzelne Kamera kostet 140 000 Euro. Auf der Bühne stehen davon mehr als zehn Stück. Da ist es wichtig, dass keine Fehler passieren. Wer hinter die Zuschauertribüne geht, sieht kleine Grüppchen schwarz angezogener Menschen herumstehen. 250 Personen arbeiten an einem Aufzeichnungstag hinter den Kulissen. Die passen auf, dass die Kandidaten genau in der richtigen Minute auf die Bühne gehen und dass alle Scheinwerfer und Kameras funktionieren. Sobald kurz Pause ist, kommt jemand auf die Bühne und pudert die Coaches, damit sie im Fernsehen gut aussehen.

Deshalb ist auch Tiger-Christian ziemlich streng. "Christian, dürfen wir aufs Klo gehen?", fragen zwei Jungs aus dem Publikum. "Nein", sagt Christian, "später". Es ist wichtig, dass im Publikum keine Sitze leer sind, damit es im Fernsehen nicht so aussieht, als hätte keiner zugeschaut. Diesmal haben die Kinder, die noch ausharren müssen, Glück gehabt: Noe tritt auf. Er strahlt und trifft jeden Ton. Die, die eben noch lieber auf die Toilette wollten, springen auf und jubeln. Da hätte Christian gar nicht extra "lauter, lauter" sagen müssen.

Die digitale Ausgabe der SZ für Kinder steht unter sz.de/zeitungsapp zum Download bereit.

© sz.de/kinderzeitung - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: