Beruf Cowboy:"Nur du und dein Pferd"

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Cowboys reiten auf Pferden, tragen Hüte und fangen mit dem Lasso Rinder ein. So wie früher. Ein Gespräch mit Cowboy Arthur Luco über das Leben in der rauen Natur

Chistoph Hickmann

Arthur Luco ist Vorarbeiter auf der "Albrecht Ranch" in Goliad, Texas. Das ist fast zwei Autostunden von der nächsten großen Stadt entfernt. Der 33-Jährige ist auf der Ranch zusammen mit zwei bis drei anderen Männern für die Rinder zuständig. Arthur Luco ist ein echter Cowboy von heute.

Unvergleichlich findet der Cowboy Arthur Luco dieses Gefühl: draußen zu sein, auf der weiten Ebene, in völliger Freiheit. (Foto: sueddetusche.de/kinderzeitung)

SZ: Was arbeitet ein Cowboy? Luco: Wir kümmern uns um Rinder, angefangen von der Geburt der Kälber, bis wir sie zum Markt bringen. Wenn es uns nicht gäbe, dann gäbe es kein Rindfleisch.

SZ: In Deutschland kennt man Cowboys aus Westernfilmen. Wie hat sich die Arbeit verändert? Luco: Sie hat sich nicht verändert. Wir fangen immer noch Rinder ein, auch mit dem Lasso. Wir untersuchen ihre Zähne, stutzen ihre Hörner, impfen sie gegen Krankheiten, füttern sie. Und wir brauchen immer noch unsere Pferde. Es gibt Dinge, die man nicht mit einem Auto tun kann, zum Beispiel die Rinder zusammentreiben und die Kälber aussortieren. Aber wir müssen Opfer bringen, um unsere Arbeit zu tun.

SZ: Welche Opfer? Luco: Hier draußen zu sein. Man muss bereit sein, der Stadt den Rücken zu kehren mit allem, was dort so los ist. Ich stehe morgens nicht um acht Uhr auf und gehe zur Arbeit. Ich stehe um fünf auf. Es ist eine Arbeit rund um die Uhr. Du musst mit dem Herzen daran hängen, sonst packst du es hier nicht. Du kannst zur Universität gehen, vier Jahre lang etwas lernen und einen Abschluss machen. Aber das hier kannst du nicht in vier Jahren lernen. Dafür brauchst du ein ganzes Leben.

SZ: Ist Ihre Arbeit gefährlich? Luco: Ja. Ich habe mir schon beide Schultern gebrochen, das Schlüsselbein, das Knie und alle Finger dieser Hand. Diese Narbe hier im Gesicht ist von einem Pferd, es hat mir die Nase gebrochen und zwei Knochen, außerdem hat es meine Lippe gespalten. Das gehört dazu.

SZ: Warum machen Sie es trotzdem? Luco: Ich liebe es. Das hier ist mein Leben. Ich mache das, seit ich ein Kind war. Manche Leute sind dafür geboren. Es gibt Jobs da draußen, mit denen man Tausende Dollar verdienen kann. Aber ich würde immer lieber hier sein. Schon mein Vater hat es getan, ich bin auf einer Ranch aufgewachsen, bin als Kind über den Hof gelaufen und habe mit Pistolen auf Hühner geschossen. Aber es geht noch um mehr. Es ist wie eine Art Bruderschaft. Es ist ein guter Weg zu leben.

SZ: Welche Ausrüstung brauchen Sie für Ihre Arbeit? Luco: Das größte Werkzeug ist der Truck. Und dann brauche ich ständig Werkzeuge, um Dinge zu reparieren, Wasserleitungen, Zäune, das Tor da vorne. Und natürlich brauche ich mein Gewehr, es gibt hier Wildschweine, Kojoten und Klapperschlangen.

SZ: Wir Deutschen haben ein romantisches Bild vom Leben eines Cowboys, wir glauben, dass es um Freiheit geht. Ist das Unsinn? Luco: Nein. Wenn du da draußen bist, nur du und dein Pferd, das kann man mit nichts vergleichen. Ich denke an nichts anderes, ich fliege, Äste schlagen in mein Gesicht, aber ich merke das gar nicht. Oder wenn ich in eine weite Ebene reite und der Wind weht. Da fährt kein Auto, kein Bus, du hörst nicht das Radio von irgendjemandem. Es ist ruhig, es ist friedlich.

SZ: Haben Sie eine Familie? Luco: Ich habe eine Frau, zwei Söhne und eine Tochter. Meine Tochter ist eineinhalb Jahre alt, meine Söhne kommen im Sommer oft mit mir hier raus, ich gehe mit ihnen fischen und jagen. Mein ältester Sohn Payton ist letztes Jahr in die Schule gekommen. Die Lehrerin sagte zu den Kindern, sie sollten all die spaßigen Sachen aufschreiben, die sie im Sommer gemacht hatten. Also schrieb Payton, was wir zusammen gemacht hatten: mit den Kühen gearbeitet, Zäune repariert und so weiter. Die Lehrerin fragte ihn: Hast du denn gar keinen Spaß gehabt diesen Sommer?

SZ: Wie fand er das? Luco: Er hat zu mir gesagt: Ich glaube nicht, dass sie weiß, worüber sie redet.

Die "Süddeutsche Zeitung für Kinder" erscheint am Mittwoch, 19. September. Das 32-seitige Heft liegt nur an diesem Tag der Süddeutschen Zeitung bei.

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