Kolumne: Gewusst wie:Wie bekommt man Silber sauber

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Altes Tafelsilber muss per Hand gespült werden. Am längsten schön bleibt es, wenn es regelmäßig benutzt wird. (Foto: Jürgen Wiesler/IMAGO/Zoonar)

Natron, Backpulver oder Bier: Allerlei Hausmittel sollen altes Tafelsilber wieder zum Glänzen bringen. Doch was hilft tatsächlich gegen angelaufene oder schwarze Stellen auf dem Besteck?

Von Ingrid Brunner

Was haben Maurizio Cattelans Kunstwerk "Comedian" und altes Silber gemeinsam? Leider gar nichts. Denn während Cattelan eine Banane mit Panzertape an eine Wand klebte, stieg ihr Wert, je schwärzer sie wurde. Bis ein mutmaßlich kunstsinniger Sammler sie für 120 000 US-Dollar erwarb. Für altes Silberbesteck und -geschirr hingegen, das mit den Jahren auch immer schwärzer wird, werden immer niedrigere Preise aufgerufen.

Warum nur schenkte man Generationen von Mädchen schon zur Taufe Silberbesteck mit eingraviertem Monogramm, während die Jungs Geld, Münzen, coole Autos und Bagger bekamen? So früh begann die Ungleichbehandlung. Die vermeintlich wertvolle Aussteuer liegt heute, lebenslang ungenutzt, in der Schublade, trotzdem bringt man es nicht übers Herz, das Zeug wegzugeben. Oder weiß jemand, wozu man heute noch eine silberne Zuckerzange sinnvoll nutzen kann? Sicher, das silberne Schälchen in Muschelform, in dem früher auf dem Luxusliner France mal Austern serviert wurden, das hat man selbst erstanden. Ebenso wie die silberne englische Teekanne mit schwarzem Holzgriff. Komplett spülmaschinen-ungeeignet.

Die gute Nachricht: Die Silberkanne und das Muschelschälchen glänzen wieder. Doch es riecht nicht nach Sieg, sondern streng nach Schweiß und Silberputzmittel. Nach gescheiterten Versuchen mit Tauchbädern in Natron und Backpulver - beides heiße Tipps aus dem Netz, um angelaufenes Silber angeblich mühelos wieder zum Strahlen zu bringen - ist festzustellen: Glatte Flächen wurden durch die Behandlung mit Natron und Backpulver tatsächlich heller, jedoch nicht gleichmäßig. Und die Zierlinien ebenso wie florale Ornamente, die ins Metall gehämmert und geprägt sind, blieben schwarze Löcher.

Von Cola oder Bier ist abzuraten

Viele Youtuber empfehlen das Salzwasserbad in Alufolie. Hierzu bereite man in einer flachen Schale eine Lösung aus sechs Esslöffeln Kochsalz und heißem Wasser und lege diese mit Alufolie aus. Anschließend kommt das Besteck für etwa 20 Minuten hinein. Die elektrochemische Reaktion, die dadurch in Gang gesetzt wird, ist im Grunde Chemie-Schulwissen. Sie soll die Oxidation auf der Silberschicht rückgängig machen. Da es sich bei dem dunklen Belag um Silbersulfit, eine Schwefelverbindung, handelt, ist es nicht verwunderlich, dass es anschließend ein wenig nach faulen Eiern riecht.

Von Hausmitteln wie dem Polieren mit Kartoffeln oder dem Einlegen des Bestecks in Cola und Bier ist abzuraten. Bringt nichts und ist schade ums Bier. Seriöse Silberfirmen weisen auf ihren Webseiten darauf hin, dass jede elektrochemische Reaktion mit einem gewissen Verlust der Silberschicht verbunden ist. Sie empfehlen stattdessen nicht ganz uneigennützig ihre eigenen Pflegeprodukte. Doch auch bei Polierpaste gibt es Abrieb, sprich Schwund an der Silberbeschichtung.

Erfreulicherweise ist modernes Silber pflegeleichter und meist spülmaschinengeeignet, sofern es keine Holz- oder Horngriffe oder Perlmutteinlagen hat. Altes Tafelsilber hingegen muss per Hand gespült werden. Am längsten schön bleibt es, wenn es regelmäßig benutzt wird. Kleinere matte Stellen lassen sich übrigens gut mit Zahnpasta wegpolieren. Endlich mal ein Geheimtipp, der funktioniert.

Die Autorin fragt sich, wer wohl mal ihr Besteck mit dem Monogramm IB übernimmt. Jemand da draußen? (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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