Ladies & Gentlemen:Berliner Frühlingsgefühle

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(Foto: Andreas Rentz)

Schon wieder Politikerliebe in Berlin: Karl Lauterbach und Elisabeth Niejahr präsentierten sich bei der Berlinale erstmals gemeinsam in der Öffentlichkeit. Eine Stilkritik.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Langsam hochfahren

Endlich mal wieder gute Nachrichten: Unser Gesundheitsminister ist Hals über Kopf verliebt. Seine neue Herzensdame ist Elisabeth Niejahr, Journalistin, dem Talkshow-Fan bereits bekannt aus dem Fernsehen, und wir wünschen Deutschlands neuem Glamour-Paar natürlich nichts als Glück. Der Grund, warum Elisabeth Niejahr hier in dieser Kolumne gelandet ist, ist nicht die Wahl ihres berühmten Partners, sondern der Ort für das erste gemeinsame Foto: roter Teppich Berlin, vor der Premiere des Films " Small Things Like These". "Wir waren im Kino. Warum auf der Berlinale? Wir wären ohnehin demnächst zusammen fotografiert worden - dann doch lieber so. Guter Film übrigens!", twitterte Niejahr später, obwohl niemand gefragt hatte. Als Mensch nickt man, als Modekritiker hätte man vielleicht die eine oder andere Anmerkung. Auf einem hochdotierten roten Teppich, traditionell gespickt mit Hollywood-Stars, die sich davor in die Hände von Friseuren, Visagisten und Stylisten begeben, hat man es als Quereinsteigerin natürlich schwer. Und steht vor der Frage - soll man mitmachen und sich für so einen Anlass einen Modepanzer inklusive geföhnter Haare zulegen? Oder zieht man es durch und trägt eben, was man auch sonst für einen normalen schönen Abend anziehen würde, also ohne Fotografen und Beauty-Konkurrenz ringsum?Wie man sich entscheidet, ist wohl Typsache, bei Elisabeth Niejahr ging die Tendenz bei diesem ersten öffentlichen Date wohl eher zur Normalo-Variante - vielleicht wohlwissend, dass ihr Freund sich genauso entscheiden wird.

Für ihn: Uncrazy in love

Menschen wie du und ich? Naja, im Grunde ist der Steuerzahler eher dafür, dass Politiker, wenn schon notwendig, doch bitte liebenswerte Fachpersonen und asketische Spezialisten sind. Volksdienliche Nerds, die auch das Wochenende in Aktenstapeln und am Telefon verbringen und als Hobby höchstens Kakteen sammeln. Sie sollen in ihrem Amt gefälligst aufgehen und keine Gedanken an Eitelkeiten verschwenden, gar Porsche fahren. Karl Lauterbach ist in diesem Sinne immer recht vorbildlich gewesen, mit seiner ewigen Attitüde des leicht verzettelten Wissenschaftlers, irgendwie zwischen Günther Jauch und Louis de Funès. Dass er in Wirklichkeit auch Vater von fünf Kindern ist, passt dabei gar nicht so recht zum Bild des zerstreuten Professors, ebenso wenig wie öffentlich zelebriertes neues Liebesglück auf einem roten Teppich. Immerhin, Lauterbach bleibt sich dabei treu, seine stets aufgebotene Egal-Kombination aus mäßigem Anzug, Wollpullover und irgendwelchen Schuhe kommt wie bei allen anderen Terminen auch bei glamourösen Filmpremieren zum Einsatz. Als Zugeständnis an den boulevardesken Charakter ist der Hemdknopf offen und der Kragensteg farblich abgesetzt - aber naja, vielleicht war es auch einfach das Hemd, das gerade im Schrank vorne hing. Insgesamt also ein ziemliches Smart-Casual-Kauderwelsch und damit genau der Stil, in dem zauselige Familienväter eben einmal im Halbjahr "ausgehen". Mal sehen, ob die neue Freundin in nächster Zeit sanft die ärgsten Junggesellen-Auswüchse kappt. Aber wäre es dann noch "unser" Herr Lauterbach?

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