Ladies & Gentlemen:Schöne Wut

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Katie Holmes war 2019 einfach wahnsinnig gut angezogen, und Adam Driver hat uns gezeigt, wie ein Mann heutzutage möglicherweise sein muss. Die letzte Stilkolumne des Jahres.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

(Foto: AP)

Die Frau des Jahres: Katie Holmes

Stil kommt von innen. Deshalb sollten wir an dieser Stelle eigentlich ein Loblied auf Greta Thunberg oder Billie Eilish singen. Beide haben tolle Botschaften: die eine, dass Shopping Teufelszeug ist, die andere, dass es einen anderen Weg zur weiblichen Selbstverwirklichung gibt als den über kurze Röcke. Aber wenn jetzt sogar Stilfragen politisch korrekt beantwortet werden, wird das Leben irgendwann anstrengend. Wir wollen also lieber eine Frau hervorheben, die gar keine Botschaft hat: Katie Holmes. Warum? In New York lief sie in Jeans und einem Kaschmir-BH unter geöffnetem Cardigan über die Straße. Alle flippten aus, und zwar nur aus einem simplen Grund: weil das gut aussah. Daraufhin sah man sie bei einigen VIP-Events, immer angenehm angezogen. Weiße Puffärmel-Bluse zu High-Waist-Jeans und Boots. Kleines Schwarzes zu zarten Pünktchen-Strumpfhosen und frisiertem Haar. Oder: schlichtes langes Slip-Dress, mit Zebra-Stiefeln kombiniert. Darüber warf sie keinen Abendmantel, sondern eine blaue Oversized-Version, die sie auch schon beim Einkaufen getragen hatte. Diese Lässigkeit ist natürlich kuratiert, nämlich von der deutschen Star-Stylistin Julia von Boehm. Aber egal. Die Welt wirkt sanfter, wenn jemand einfach mal nur gut angezogen ist. Julia Werner

(Foto: AP)

Der Mann des Jahres: Adam Driver

Die HBO-Serie "Girls" war die angenehm kaputte Gegendarstellung zu "Sex and The City" - und sicherlich eine der wichtigsten Serien der Zehnerjahre. Ein Jungschauspieler namens Adam Driver spielte dort einen naturgewaltigen Jungen, der stets unendlich sanft war, aber im nächsten Moment vor Wut stumm zu platzen drohte. Klingt komisch, passte aber sehr gut zu der Serie und zu seiner ebenfalls komplexen Serienpartnerin Lena Dunham. Faszinierender als seine Rolle war seine Präsenz: Sehr körperlich, sehr männlich - aber nicht auf die toxisch alte Art, eher vom modernen Mannsein zerrissen. Das machte ihn zu einem Indiestar, auf einen Erfolg im Blockbuster-Kino hätte man nicht unbedingt gewettet. Aber irgendwie hat der introvertierte Junge doch überall Eindruck hinterlassen. Ein paar Jahre nach "Girls" ist Driver jedenfalls einer der Leistungsträger in Hollywood und gleichzeitig nicht nur breitwandig in "Star Wars" sondern für die Feuilleton-Fraktion auch in "Marriage Story" zu sehen. Da schlägt er wieder Löcher in die Wand und ist gleichzeitig so verletzlich, dass man den Bildschirm streicheln möchte. Driver wirkt aufrichtig, unperfekt, poetisch, schuldbewusst. Keine schlechte Mischung für den Mann von morgen. Max Scharnigg

© SZ vom 28.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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