Kolumne: Gewusst wie:Granatapfel öffnen

Lesezeit: 2 min

Der Granatapfel braucht zum Reifen viel Sonne und Hitze. Aus den Gärten des Orients und auch der Mittelmeerländer ist er nicht wegzudenken. (Foto: imago/blickwinkel)

Wie lassen sich die Kerne der Frucht herauslösen, ohne dass der blutrote Saft spritzt? Zwei einfache Methoden.

Von Ingrid Brunner

Eva und der Apfel - das biblische Motiv des Sündenfalls hat über die Jahrtausende Künstlerinnen und Künstler inspiriert. Der Apfel ist bis heute Metapher für Verführung und Sünde. Ein angebissenes Exemplar hat es als Logo für einen Technologiekonzern sogar zu weltweiter Verbreitung geschafft.

Dennoch, im Apfel ist der Wurm drin. Ist sich die Wissenschaft doch weitgehend darin einig, dass die Frucht, die Eva trotz strikten Verbots vom Baum der Erkenntnis pflückte, kein Boskop, Elstar oder Gravensteiner gewesen sein kann, sondern nur ein Granatapfel, auch Paradiesapfel genannt. Ist ja auch viel plausibler, denn wollte man das biblische Paradies verorten, dann vermutlich doch eher im Orient.

So hat sich etwa der Historiker David Rohl von der Universität Oxford auf die Suche nach dem biblischen Garten Eden gemacht. Anhand von Hinweisen in der Heiligen Schrift - zum Beispiel die vier in der Genesis erwähnten Flüsse - kam er zu dem Schluss, dass das Paradies im Nordwesten Irans gelegen haben muss. Aber ob nun in Iran, am Jordan oder im Zweistromland: In diesen Breiten gedeiht der uns bekannte Apfel nicht, dieser braucht ein gemäßigtes Klima und viel Feuchtigkeit. Der Granatapfel hingegen braucht Sonne, Hitze und übersteht auch längere Durststrecken. Aus den Gärten des Orients und auch der Mittelmeerländer ist er nicht wegzudenken.

Nun aber wird es knifflig: Wie schaffte es Eva, von dieser Frucht zu kosten? Einfach reinbeißen verbietet sich bei der harten, ledrigen Schale. Tatsächlich würde man sich sprichwörtlich die Zähne ausbeißen im Bemühen, an die tiefroten, saftigen und delikaten Kerne des Granatapfels zu kommen. Und so manche Küche gleicht nach dem ersten Versuch, an die Kerne zu gelangen, einem Schlachtfeld: Der blutrote Saft spritzt gegen Wände und Küchenschränke, färbt Hände und Kleidung. Die Flecken sind leider nur schwer wieder auszuwaschen. Nur Rote Bete ist noch farbintensiver. Deshalb empfiehlt es sich, bevor es ans Werk geht, Handschuhe und Schürze anzuziehen.

Nach einem Rundruf unter italienischen und deutschen Freundinnen lassen sich Techniken empfehlen: Einmal ist da die italienische Methode, die Frucht wie eine Orange in Sektoren oder aber nur in der Mitte rundum anzuschneiden. Danach den Granatapfel so lange drehen, ziehen und drücken, bis er aufbricht. Anschließend werden die Kerne aus der Schale sacht mit einem Kochlöffel in eine Schüssel geklopft.

Welche Technik Eva wohl nutzte?

Weniger elegant, dafür sehr spritz- und tropfsicher ist Variante zwei - gewissermaßen die teutonische Methode: Man stecke den Granatapfel in einen Gefrierbeutel mit Zip, schließe diesen und bearbeite ihn im Spülbecken mit dem Fleischklopfer, alternativ mit einem Hammer, bis die Frucht platzt. Dann die Fruchtstücke entnehmen und in einer mit Wasser gefüllten Schüssel die Kerne mit einem Löffel oder Eisportionierer auskratzen. Anschließend die Kerne mit einem Sieb auffangen.

Welche Technik Eva wohl nutzte? Darauf geben all die Gemälde in den Museen dieser Welt keinen Hinweis. Hausgeräte sind darauf keine zu sehen. Ob die Schlange Rat wusste? Wie sie es auch angestellt haben mag: Die nur mit einem Blatt bekleidete erste Frau musste zumindest keine Flecken aus ihren Klamotten auswaschen. Und die Küche weißeln musste sie auch nicht nach dem Sündenfall. Die Mühsal kam erst später.

Die Autorin fragt sich, wer wohl mal ihr Besteck mit dem Monogramm IB übernimmt. Jemand da draußen? (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKüche
:Das Comeback des Schnellkochtopfs

Ob Suppe oder Schmorbraten: Der gute alte Schnellkochtopf kann fast alles und spart sowohl Zeit als auch Energie. Loblied auf einen erstaunlich modernen Küchenklassiker.

Von Max Scharnigg

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: