Auszeichnung für Whisky aus Japan
Der Brite Jim Murray wird in Fachkreisen "Whisky-Papst" genannt. Das wäre normalerweise eine ziemlich abgegriffene Floskel, hat in Murrays Fall andererseits aber eine gewissse Berechtigung. Schließlich nennt er sein einmal im Jahr erscheinendes Buch ganz unbescheiden "Jim Murrays Whisky Bible".
Jedes Jahr analysiert und bewertet er nach einen Angaben etwa 4500 verschiedene Whiskys. In diesem Jahr gibt es, wie er auf seiner Website schreibt, etwa 100 Neueinträge auf der Liste der besten Whiskys.
Besonders jener Whisky, der auf Platz eins steht, dürfte unter Kennern für Diskussionen sorgen. Denn, wie der britische Guardian berichtet, geht die Auszeichnung erstmals nach Japan. Der Yamazaki Single Malt Sherry Cask 2013 erreichte in der jetzt veröffentlichten Whisky-Bibel 97,5 von 100 Punkten - ein Rekordwert. Auf den Plätzen zwei bis vier folgen Bourbons und Ryes aus den USA.
Niederlage für die schottischen Brennereien
Die Auszeichnung für den Yamakazi-Whisky ist eine Niederlage für die Schotten, die ihren Scotch seit jeher als besten aller Whiskys rühmen. In diesem Jahr ist jedoch kein schottischer Whisky unter den Top 5 auf der Liste.
In seinem Leitartikel forderte Murray die schottischen Brennereien auf, sich nicht länger auf Verdienste der Vergangenheit auszuruhen: "Wo waren die komplexen Whiskys auf dem Höhepunkt ihres Lebens? Wo waren die Mischungen mit verblüffendem Tiefgang?", fragte Murray. Er empfahl den Schotten eine "kleine Portion Demut" und eine "Rückkehr zu den Anfängen".
Fortschritte bei japanischen Brennereien
Den diesjährigen Preisträger beschreibt Murray als "dicht, trocken und abgerundet wie eine Billardkugel". Die Yamazaki-Brennerei aus der Nähe von Kyoto ist die älteste noch betriebene japanische Whisky-Brennerei. Sie wurde in den 1920er-Jahren von Masataka Taketsuru mitbegründet, der zuvor seine Ausbildung im schottischen Glasgow gemacht hatte. Etwa 18 000 Flaschen des preisgekrönten Whiskys werden pro Jahr produziert. Eine Flasche kostet etwa 130 Euro.
Noch vor Jahren galten japanische Whiskys als bestenfalls unspektakulär. Doch wie es im Guardian heißt, haben die dortigen Brennereien in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht.
Wahrscheinlich ist es Zufall, dass Whisky-Papst Murray denselben Nachnamen hat wie der US-Schauspieler Bill Murray. Der spielte bereits 2003 im Film Lost in Translation einen Filmstar, der so abgehalftert ist, dass er sein Geld jetzt anderweitig verdienen muss. Er macht Werbung für japanischen Whisky.